Mittwoch, 27. April 2011

85) Vom Krieger zum Soldaten

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Vom Krieger zum Soldaten ...





... also eigentlich ist ja Smiley mehr pazifistisch eingestellt, aber wenn man über die Geschichte der Stadt berichten will, gehört eben die Militärgeschichte auch dazu ...
.. leider ..


Das ging ja schon bei den Germanen, die unser Gebiet vor 500 besiedelten, los ...

Der Adel führte den Stamm an und die Freien bildeten die Hauptkraft des Heeres .. Gekämpft wurde um Land, um die Vorherrschaft und wie auch später immer wieder.., um die Ehre ..
.. und wer im Kampf starb, kam nach Walhalla .. (so wurde schon damals der Heldentod schmackhaft gemacht ..)


Als die Franken im Jahre 531 das Thüringer Königreich besiegt hatten, gründeten sie hier zahlreiche neue Siedlungen ... und so wahrscheinlich im 7. bis 8. Jahrhundert auch Mühlhausen.

Fränkische und sächsische Adlige übernahmen das Kommando
und in Mühlhausen entstand ein Königshof, der später zur Pfalzburg ausgebaut wurde.

Die königlichen Ministerialen hatten dann sowohl im Stadtgebiet, wie auch in ihrem Lehnsbesitz Feudalhöfe, die wahrscheinlich als feste Höfe auch dem Schutz des könglichen Reichsgutbezirkes dienten. Zuerst als königliches Lehen und später als vererbbares Eigentum, übten sie die Grundherrschaft aus und waren dafür mit ihren Untertanen dem König zur Heerfolge verpflichtet.



Sowohl die Herren, wie auch die Untertanen zogen dann in den Krieg, der damals zwischen den verschiedenen Herrschaften des öfteren ausgetragen wurde.

Während die Ritter zu Pferd und in Rüstung in den Kampf zogen, ging der gemeine Mann als Fußvolk in den Krieg.

Die Waffen hatte jeder selbst zu stellen, die Ritter Schwert und Lanze und das Fußvolk den Speer, die Axt und den Dolch.


Als freie Reichsstadt hatte Mühlhausen dann im 14. Jahrhundert ein eigenes Bürgerheer.
Zwei Kriegsmeister des Rates sorgten in Friedenszeiten für die Wehrbereitschaft und ein Stadthauptmann führte in Kriegszeiten die Krieger an.
Der frühere Hauptmannshof in der heutigen Hauptmannstraße erinnert noch an diese Zeit. Der frühere Pulverturm am Ende dieser Straße ist allerdings schon lange verschwunden.
Das Bürgerheer wurde in zwei Gruppen unterteilt. Vollbürger und vermögende Bauern stellten die Reiterei, die Zünfte, Hintersiedler und die übrige Landbevölkerung bildeten das Fußvolk.


Zu den regelmäßig durchgeführten Musterungen stellte sich die Reierei am Rathaus und am Blobach und das Fußvolk nach Zünften gegliedert an den Stellplätzen der vier Stadtviertel.
Die Vollbürger hatten ihr Pferd, das Schwert oder die Armbrust, sowie ihre Rüstung selbst zu stellen. Das Fußvolk brauchte nur Speer oder Streitaxt zu stellen.
Die "große Musterung" fand meißt vor der Stadt - am Wendewehr oder im Gehren - statt und der Auszug dorthin war ein besonderes Ereignis für alle Einwohner. Zuerst das "rote Fähnlein"der Bürgerreiterei, dann das "gelbe Fähnlein" der Bauernreiterei und dann das Fußvolk, getrennt nach Vierteln und Zünften und natürlich jede Gruppe mit ihrer Fahne und mit Trommlern und Pfeifern. (Die mühlhäuser Spielmannszüge haben also schon berühmte Vorläufer gehabt)

Nicht ganz so pompös ging es dann 1525 zu, als sich vor der Stadt im Gehren etwa 10.000 Krieger aus Nordthüringen und Hessen zum "Schwarzen Haufen" zusammen schlossen. Das Bauernheer zog ins Eichsfeld und stürmte dort Burgen und Klöster. Ein Rest zog mit Thomas Müntzer dann nach Frankenhausen, wo am Schlachtberg über 6.000 Aufständische von den fürstlichen Heeren hingemetzelt wurden.
Die Mühlhäuser mußten sich den Fürsten unterwerfen und hohe Kontributionen zahlen. Zahlreiche "Aufrührer" - darunter auch Müntzer und Pfeiffer - wurden hingerichtet.





Obwohl die Stadtbefestigung und die Verteidigungsbereitschaft am Anfang des 30-jährigen Krieges verbessert wurde, war die Stadt den verschiedenen großen Heeren fast schutzlos ausgeliefert und konnte sich oft nur durch hohe Schutzgeldzahlungen vor Plünderungen retten.


Landsknechtsheere zogen durch das Land und schnell war man durch das Kopfgeld zum Kriegsdienst angeworben. Das Bürgerheer der Stadt war aber unter diesen Umständen nur bedingt einsatzfähig und die Schutzbriefe der verschiedenen Fürsten, wurden oft von Freund und Feind nicht anerlannt.




Im 18. Jahrhundert dann wieder eine relativ ruhige Zeit, in der die Stadt dann neben den Bürgerschützen auch eigene Stadtsoldaten hatte.
Allerdings wurde damals im Jahre 1732 ein Teil der Stadtsoldaten bei den Bürgerunruhen verprügelt, so daß ein kaiserliches Exekutionsheer die Ordnung wieder herstellen mußte.









Im Siebenjährigen Krieg war die Stadt wieder ein Spielball der Herrscher. Als Reichsstadt an den Kaiser in Wien gebunden, rückten die "verbündeten" Franzosen in die Stadt ein und wollten sie 1761 zur Festung ausbauen. Besonders in den Vorstädten entstanden durch die neuen Schanzen und Gräben erhebliche Schäden.


Als die Franzosen abrückten, hatten die Bürger erst einmal viel Mühe, den alten Zustand wieder herzustellen.


Zu dieser Zeit begann allerdings dann auch die Einsicht zu reifen, daß die Befestigung keinen sicheren Schutz bot, so daß dann Ende des 18. Jahrhunderts auch die äußere Stadtmauer nicht mehr erhalten wurde.


1802 dann eine neue Zeit ...


Die bisherige Freie Reichsstadt ging an das Königreich Preußen. Die Stadtsoldaten mußten ihre Waffen abgeben und die Tuchlaube am Untermarkt wurde preußische Hauptwache.


Bald wurden auch die ersten jungen Mühlhäuser als preußische Soldaten eingezogen und der Untermarkt war jetzt der Exerzierplatz der preußischen Garnison.




Als die Truppen Napoleons 1806 das preußische Heer vernichtend geschlagen hatte, kam ein großer Teil Deutschlands unter seine Herrschaft und Mühlhausen zum Königreich Westphalen, das vom Bruder Napoleons regiert wurde.
Jetzt waren die jungen Männer zwischen 20 und 25 Jahren wehrpflichtig und wurden mit den Truppen Napoleons in ganz Europa eingesetzt.


1809 durfte dann auch die mühlhäuser Bürgerschützen-Compagnie wieder wirksam werden.





Die "Besatzungstruppen" waren 1806 nicht nur Franzosen, sondern oft auch deutsche Soldaten der Rheinbundstaaten.
Im Köngreich Westphalen waren es ja dann "Verbündete", die überwiegend in den Gasthöfen einquartiert wurden, aber immer wieder kamen größere Truppenverbände durch die Stadt. die hier Verpflegung und Unterkunft forderten.
So berichtete die Chronik zwischen 1806 und 1813 immer wieder von tausenden fremden Soldaten, die hier Staion machten.




Als dann 1813 mit den Befreiungskriegen die französische Fremdherrschaft zu Ende ging, kamen dann Preußen, Schweden und Russen durch die Stadt, denen sich zahlreiche junge Mühlhäuser anschlossen.


Nach der Schlacht bei Leipzig kamen aber auch viele Verwundete und an Typhus erkrankte Soldaten hier an, so daß mehrere Notlazarette eingerichtet werden mußten. Zahlreiche russische Soldaten starben im Weißen Haus und wurden am Rande des Stadtwaldes begraben.





Mühlhausen war jetzt wieder preußisch und wurde Garnisonsstadt.


1815 - 17 lagen hier mehrere preußische Infanterieregimenter und 1817 zog das 8. Dragonerregiment in die Stadt ein. Als 8. Kürassierregiment blieb die berittene Truppe bis 1849 in der Stadt.


Die Truppen dienten damals nicht nur zum Schutz nach außen, sondern auch zum "Schutz" der "inneren Ordnung". So wurden 1843 bei Bürgerunruhen 50 Kürassiere zur Herstellung der Ordnung in der Stadt eingesetzt.


1830 war für die Kürassiere die Reithallte am Blobach gebaut worden. Die Pferdeställe befanden sich seit 1822 auf dem heutigen Feuerwehrgelände am Bastmarkt.


Einquartiert waren die Offiziere und Soldaten in Privatquartieren bzw. in Gasthäusern.
1845 wurde dann das Zeughaus auf der Westseite des Blobachs gebaut. wo Waffen, Munition und Uniformen eingelagert wurden.

1850 kam das 6.Ulanenregiment nach Mühlhausen, das hier bis 1894 stationiert war.

1870/71 wurden die Ulanen und das mühlhäuser Landwehrbataillon dann im deutsch-französischen Krieg in Frankreich eingesetzt. Einige Monate vorher war die Eisenbahn zwischen Gotha und Mühlhausen eröffnet worden, so daß die Truppen jetzt noch schneller als bisher an die Front kamen.


Im Oktober 1870 wurden dann die ersten 74 Verwundeten am Stadtberg und am Schützenberg untergebracht, denen bald mehrere hundert folgten. Aber auch französische Kriegsgefangene kamen hier an, im Ganzen über 1.400 Mann, die in den Pferdeställen und der Reithalle der Ulanen untergebracht wurden.


Für die im Kriege gefallenen Ulanen wurde dann 1874 in der Divi Blasi-Kirche eine Gedenktafel angebracht.

Neben den hier stationierten Kürassieren und Ulanen gab es auch noch die Soldaten der Landwehr. Hier wurden in Kriegszeiten die Männer von 26 bis 40 Jahren zeitweise eingezogen.


Auch die mühlhäuser Landwehrsoldaten wurden in den Kriegen von 1866 und 1870/71 eingesetzt.


Auch 1890 wurden noch einmal 50 Ulanen zur Auflösung einer sozialdemokratischen Veranstaltung in Weymars Felsenkeller eingesetzt. Sie gingen mit gezogenem Säbel gegen die Teilnehmer vor und es gab mehrere Verletzte.








1883 wurde dann in den neuen Anlagen an der Burg das Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Kriege von 1866 und 1879/71 feierlich eingeweiht.


Heldengedenkfeiern, wie der Tag von Sedan, bestimmten das öffentliche Leben.


Der preußische Geist war zum Leitbild des Bürgers geworden. Nur wer gedient hatte, war ein rechter Deutscher und der Heldentod für Kaiser und Reich war das Höchste.


(.. die vielen Verwundeten und die Familien der Gefallenen sahen das zwar oft anders ...)


Jedenfalls war der deutsche Soldat jetzt etwas ehrenvolles ... und wenn in einem Zeitungsinserat eine Frau Generalmajor .... ein Dienstmädchen suchte
oder ein Gutsbesitzer nur einen "gedienten" Leibkutscher einstellen wollte, dann entsprach das ganz dem Zug der Zeit.







... na ja ..., Smiley fand ja eigentlich die Zeit der Kriege und der Krieger nicht so berauschend ..., aber es gehörte eben auch zur Geschichte unserer Stadt ...




... und im 20. Jahrhundert sollte es ja noch schlimmer kommen ...


... aber davon soll in Kürze ein zweiter Teil berichten ...

Samstag, 23. April 2011

84) Brauen in Mühlhausen

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" ... Vor 200 bis 300 Jahren war das Bier von Mühlhausen so berühmt und geschätzt, daß gewiß 8 bis 9 Meilen um uns herum keine Hochzeit, Kirchweihfest odersonst ein Fest gefeiert werden konnte, es mußte Mühlhäuser Bier dabei seyn, sonst galt das Fest .. für nichts .." ... so schrieb Christian Gottlieb Altenburg noch im Jahre 1824.

Schon die alten Germanen tranken außer ihrem Met - der aus vergorenem Honig hergestellt wurde - auch schon Bier. Ein Getränk, was wegen seines bitteren Geschmacks von den Römern verachtet wurde. Die tranken lieber Wein, der dann mit den Klöstern auch nach Deutschland kam.






Das Bier wurde im Mittelalter auf dem Herrenhof selbst hergestellt und erst in den Städten gab es dann auch Regelungen, wer wo Bier herstellen durfte.




Schon damals waren Wasser, Malz und Hopfen die Grundbestandteile für das Bierbrauen und gegen die "Bierpanscher" wurde im 16. Jhrhundert das Reinheitsgebot erlassen.





In Mühlhausen hatten dann die Vollbürger - das heißt Bürger mit einem entsprechendem Grundbesitz - die Brauberechtigung..., gebraut wurde aber in den städtischen Brauhäusern, wo ein Braumeister alles überwachte.


Bereits im 13. Jahrhundert gab es in der Stadt mehrere Wirtshäuser und im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch von 1220 wird genau beschrieben, wie sich der Wirt in der "Taverne" bei Zechprellerei zu verhalten hat.







Die Eigentümer der Gasthäuser waren ja meißt auch im Besitz der Braugerechtigkeit und ließen ihr Bier in einem der vier Brauhäuser der Stadt brauen.








Die Grundstoffe waren im eigenen Gebiet der Stadt vorhanden. Das Wasser war rein und klar, Gerste oder Weizen wurden rings um die Stadt ausreichend angebaut und besonders in der Unstrutniederung in Richtung Görmar wurde damals Hopfen angebaut. Laut Altenburg verschwanden aber die Hopfengärten im 18. Jahrhundert nach und nach, so daß es um 1760 fast keinen Hopfenanbau bei uns mehr gab.










Altenburg beschrieb das Brauwesen weiter wie folgt: " .. Zu einem Gebraue Bier, welches aus 24 Faß bestand, gehörten 24 Malter Gerstenmalz, und zwar Luftmalz, und 3 Mitten Hopfen. Wenn das Malz gemacht worden, so mußte es von einer Commission, die aus einem ungelehrten innern und aus einem äußern Rathsherrn bestand, besichtigt und untersucht werden; wurde es nicht für gut erkannt, so durfte davon nicht gebraut werden; war es gut, so wurde davon gebraut und dann im Brauhaus wieder untersucht, wenn es gut befunden, so mußte es erst ausgähren, hernach wurde es gefasst und dem brauenden Bürger in´s Haus gefahren ..."








Das 1607 gebaute Brauhaus in der Wahlstraße ist noch als einziges der ehemals 5 Brauhäuser der Stadt übrig geblieben.
Laut Altenburg waren das:

1) Das Brauhaus in der Wahlgasse ....

2) Das Brauhaus am Salzmarkte .. ist wegen der Unreinigkeit eingegangen ...

3) Das Brauhaus am Steinweg ist 1608 erbauet und ist jetzt die Malztarre ..

4) das Brauhaus in der Viehgasse, in diesem brauet jetzt Herr Starke ..

5) In dem Brauhaus an der Burgbrücke .. jetzt brauen Herr Kersten und Herr Weimar Bier darinnen .."






Bis 1802 hatten 442 Vollbürger die Berechtigung in dem zuständigen Brauhaus ihr Bier brauen zu lassen. Zu jedem der Innenstadt-Brauhäuser waren 110 - 111 Häuser mit Brauberechtigung zugeordnet.
".. In allen 4 Brauhäusern ist jede Woche gebrauet worden ..".. so dass die Brauknechte tüchtig mit dem Bier ausfahren zu tun hatten.

Aber als Altenburg 1824 die Brauhäuser beschrieb, war Mühlhausen schon preußische Kreisstadt und die alte reichsstädtische Brauordnung schon nicht mehr in Kraft.





1808 fielen im damaligen Königreich Westfalen, zu dem Mühlhausen von 1806 - 1813 gehörte, die alten Zunft- und Gewerbeordnungen weg und mit der Gewerbefreiheit konnten sich auch neue Brauereien entwickeln. So hieß es in einer Verordnung: ".... und kann jeder, der ein Patent zur Bierbrauerey löset und die gesetzlichen Abgaben entrichtet, brauen so viel und so oft er kann und will ..."





Jetzt war auch die alte Festlegung hinfällig, das jede Vorstadt nur ein Gasthaus haben durfte und nach und nach entstanden weitere Gaststätten im ganzen Stadtgebiet.







Georg Wolff hat in seinem Mundartgedicht "D´r Herbst" so schön geschrieben:
".. nun kämmt de Ziet, wu me mit Liebe,
Nach dr Arbeit nach sin Skatchen kloppt,
Jeder hat sin gutes Teil getrunken,
Dann das Bier war hiete blank und kaalt,
Nochen wärd d´r Kallner hargewunken,
Kaartengald un Zache wärd bezahlt ..."







Die neuen Brauereien im Stadtgebiet brauchten dringend Lagerkeller für die gekühlte Lagerung des Faßbieres. So entstanden besonders am südlichen Stadtrand ab Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere "Felsenkeller", die oft in den Hang getrieben wurden. So entstand oberhalb der Kettenmühle im Jahre 1853 der erste Lagerkeller der Brauerei Kersten, zu dem auch das nebenstehende Faßlager gehörte.

Von 1857 bis 1870 entstanden weitere sieben Felsenkeller zwischen der Erfurter Höhle und dem Obermühlenweg für die Brauereien Kersten, Heyser, Dietmar, Henneberg, Starke, Weymar und Schmidt.




1861 gab es noch 16 Brauereien in der Stadt, aber nach und nach
wurden die kleinen Brauhäuser von den größeren Brauereien verdrängt.





Die Brauerei Kersten in der Görmarstraße 10 gehörte auch zu den Brauhäusern, die ihre Felsenkeller vor der Stadt hatten.

Dort konnte das Faßbier über längere Zeit gekühlt gelagert werden. Dazu wurde im Winter am Schwanenteich Eis gebrochen und die Eisblöcke zur Kühlung in den Felsenkellern eingelagert.










1860 hatte dann der Bierbrauer Weymar an der Burg seine neue Brauerei eröffnet, deren große Lagerkeller wohl einen großen Teil der ehemaligen Reichsburg (bzw. was davon noch an Fundamenten vorhanden war) zerstörten. Dafür hatte Weymar allerdings die heute noch vorhandene "Kunstruine" der Burg am Kreuzgraben bauen lassen, so daß doch noch eine Erinnerung an die Zeiten der Königspfalz geblieben ist.






Die Familie Schmidt hatte sich als Brauerei schon einen Namen gemacht und baute dann 1875 vor dem äußeren Frauentor in der Johannisstraße ihre Thuringia-Brauerei.

Auch hier waren jetzt die Lagerkeller gleich im Werksgelände integriert und die Brauerei entwickelte sich bald zum führenden Betrieb im Brauwesen der Stadt, der auch nach weit außerhalb lieferte.
1911 belieferte die Thuringia-Brauerei 34 Gaststätten in der Stadt und hatte Filialen in Uder, Bleicherode und Friedrichroda.



















1882 gründete der Sohn von Christian Weymar in der oberen Johannisstraße die Bergbrauerei, die jetzt zu den großen Brauereien der Stadt gehörte.











Um 1900 gab es in der Martinistraße noch die Dampfbrauerei von Gottfried Schmidt, die aber später, ebenso wie die Schloßbrauerei am Obermühlenweg (Schloß Wippchen) der Konkurenz weichen mußte.





1863 hatte der Bierbrauer Henneberg seinen Felsenkeller an der oberen Eisenacher Straße bauen lassen. Hier entstand dann später die Saalgaststätte "Hennebergs Felsenkeller" und gegebnüber befand sich um 1900 Grägers Gasstätte an der Ende des 19. Jahrhunderts ein Aussichtsturm angebaut wurde, denn von hier sollte seine Mahestät das Kaisermanöver überwachen. Aber Wilhelm II. kam dann doch nicht und der Turm wurde später abgerissen.





Um 1900 kamen die Saalgaststätten am Stadtrand groß un Mode. Mühlhausen war eine kleine Industriestadt geworden und am Wochenende wollte der Bürger was erleben.
Nicht nur zur Kirmes waren die zahlreichen Saalgaststätten und Gartenrestaurants gut besucht.










1911 wurde festgestellt, dass es vor 50 Jahren noch 15 kleine Brauereien mit 39 Beschäftigten gab und jetzt nur noch 6 größere Brauereien mit 151 Beschäftigten vorhanden waren.














Den "Bierkutscher" vom Bürgerlichen Brauhaus gab es noch 1925, auf dem Foto vor dem früheren Coburger Hof in der Sonderhäuser Straße, aber 1943 gab es nur noch 3 Bierbrauereien in der Stadt, die Thuringia-Brauerei, die Reichsquell-Brauerei und die Bergbrauerei.







1863 hatte der Bierbrauer Gottfried Weymar einen Bierkeller bei der Obermühle bauen lassen und später eröffnete er die Saalgaststätte "Weymars Felsenkeller" in der Spielbergstraße.

1943 hatte dann Erich Weymar am Lindenbühl eine Mineralwasserfabrik.

Selterswasserund Brauselimonade stellten damals noch Friedrich Meißner in der Augustastraße und Karl Köth in der Holzstraße her ind natürlich auch die noch vorhandenen Brauereien.



Das Brauhaus von August Schmidt befand sich von 1849 bis 1875 am Steinweg, wo dann 1928 das Thuringiahaus gebaut wurde. Neben dem Thuringia-Kino befanden sich dann hier im Erdgeschoß die Thuringia-Gaststätte und im Obergeschß das Thuringia-Café.













In der Betriebsordnung der Thuringia-Brauerei von 1934 wird dann die nationalsozialistische Betriebsgemeinschaft von Führer und Gefolgschaft beschworen. aber 5 Jahre später mußten dann die ersten "Gefolgschaftsmitglieder" an die Front und mehrere kamen nicht wieder zurück... "Gefallen für Großdeutschland ..." hieß es dann.





















In der Sowjetischen Besatzungszone wurden dann zahlreiche Betriebe aktiver Nazis enteignet und auch die Thuringia-Brauerei ging" .. in das Volkseigentum über .. " wie es damals hieß.

Auch die Reichsquell-Brauerei an der Burg wurde volkseigen und die Bergbrauerei lief als Betrieb mit staatlicher Beteiligung weiter.
Jetzt wurde die Bierbrauerei sozialistisch geplant. Aber trotz aller Planung gab es immer wieder Engpässe. Mal fehlten Flaschen oder die Harrasse und in den heißen Sommern wurden Brause und Bier oft zur Mangelware.








Obwohl das Bier vom VEB Brauhaus garnicht so schlecht war, wollten die Mühlhäuser auch gern mal eine Radeberger oder ein Wernesgrüner Pils trinken.

Mit der Pilsner Bierstube im 1969 fertiggestellten HO-Hotel "Stadt Mühlhausen" konnte dann dieser Wunsch erfüllt werden. Ansonsten mußte man eben einen Verkaufstellen- oder Gaststättenleiter gut kennen, wenn man mal einen Kasten "Spezialbier" haben wollte.









Zum 125. Jahrestag der Thuringiabrauerei gabe es dann auch mal Präsente, wie den nebenstehenden Flaschenöffner oder Biergläser mit Aufdruck.
















1990/91 ging dann aber nicht nur die Zeit der HO-Gaststätten, sondern auch die Zeit der volkseigenen Brauereien zu Ende.









Die Treuhand wickelte die ehemaligen volkseigenen Betriebe ab und so verschwand ein Betrieb nach dem anderen in der Stadt .... und die Zahl der Arbeitslosen stieg in ungeahnte Höhen.
1991 wurden die drei ehemaligen Brauereien von der Treuhand an die westdeutsche Brauerei Steinebach für ein Butterbrot verkauft.
14,4 Millionen DM wollte der neue Besitzer hier investieren und 72 Arbeitsplätze für drei Jahre sichern.
Alles Lug und Trug.... Zwei Betriebsteile wurden gleich stillgelegt und die ehemalige Thuringia-Brauerei 1995 endgültig geschlossen.
Die Grundstücke wurden dann mit Gewinn verscherbelt .... und damit war es erst einmal aus mit der traditionsreichen Braukunst in Mühlhausen.


Na ja ....., ein kleines Trostpflaster gab es dann doch noch ...

Ab 1992 gab es dann das neue "Brauhaus Zum Löwen" am Kornmarkt, wo jetzt Reichsstädtisches Pilsener und Apotheker Dunkel in der eigenen Hausbrauerei gebraut wurde.
Die ehemalige Löwen-Apotheke war zu einer ansehnlichen Gaststätte ausgebaut worden, wo man jetzt beim Bierbrauen zuschauen konnte ... und sich an die Zeiten erinnern..., als Mühlhausen noch eine Hochburg der Bierbrauerei war.








... so ..., das war mal ein kleiner Rückblick auf die mühlhäuser Braugeschichte ... und Smiley meint, das es eigentlich schade ist, das alles so den Bach runter gegangen ist ...

ach ja ... und natürlich wünscht auch Smiley allen Mühlhausen-Freunden ein frohes Osterfest ..!!