Samstag, 26. November 2011

99) Gesundheit .., früher und heute ...




Gesundheit ......

.. wünscht man dem vom Schnupfen geplagten Mitmenschen ... und Gesundheit wünscht man zu allen möglichen Anlässen..., wie Geburtstagen usw. ...
Gesundheit .. und ein langes Leben .. wünschen sich Viele ... und so war und ist das Gesundheitswesen immer ein wichtiger Faktor im täglichen Leben ..

Werfen wir doch mal einen kleinen Blick auf das Gesundheitswesen in Mühlhausen in der neueren und älteren Vergangenheit ..
.. Ein kleiner Abriss.., der natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt .., aber trotzdem nicht ganz uninteressant ist ..

1899 - das neue Städtische Kraneknhaus
Am 1.8.1899 wurde an der Langensalzaer Straße das Städtische Krankenhaus eröffnet ..
Ein Klinkerbau der über 75 Betten verfügte und das 1895 teilweise abgebrannte alte Krankenhaus im früheren Margarethenhospital ersetzte ..

Erster Chefarzt war der Geheime Sanitätsrat und Oberstabsarzt in Reserve Dr.Med. Hans Simon Boeckmann, der bereits das alte Krankenhaus seit 1882 geleitet hatte.
Das neue Krankenhaus, das aus einem Mittelbau und zwei Seitengebäuden bestand, entsprach jetzt den technischen und hygienischen Anforderungen seiner Zeit.





Dr.Boeckmann und sein "Team"

Neben Dr.Boeckmann, der als erster Mühlhäuser einen Kraftwagen besaß, gab es Anfangs im neuen Krankenhaus noch eine Oberin und vier Krankenschwestern..
Sowohl die Anzahl der Ärzte, wie auch das Personal, wurden aber in den folgenden Jahren weiter ergänzt und 1917 konnte das Krankenhaus über 1.000 Patienten pro Jahr verzeichnen.




Landesheilanstalt Pfafferode ab 1910

Von 1910 bis 1917 enstand westlich der Stadt an der Wanfrieder Landstraße die Provinzialheilanstalt Pfafferode..,
Außer den über 20 Behandlungsgebäuden, gab es noch technische und Verwaltungsgebäude, Ärztehäuser, eine Pflegersiedlung und eine Kirche und ein Friedhof.
Unmittelbar an die Heilanstalt grenzte das Gut Pfafferode, ein ehemaliges Ordensgut, das dann als Domäne der Stadt gehörte und 1910 als Provinzialgut zur Landesheilanstalt kam.
Ab 1911 fuhr dann auch die Straßenbahn von der Feldweiche bis Pfafferode.
Die Heilanstalt Pfafferode war dann später über die Landesgrenzen hinaus bekannt, gehörte aber in der Nazizeit auch zu den Anstalten, wo "lebensunwertes Leben" vernichtet wurde. Der von den Nazis eingesetzte Chefarzt, der hierfür verantwortlich war, nahm sich dann im Mai 1945 das Leben.

1914 -1918 - Notlazarett in der Loge
Von 1914 bis 1918 gab es dann in Mühlhausen zahlreiche weitere "Notlazarette", wie hier in der damaligen Loge hinterm neuen Brunnen..
Laufend kamen Kriegsverwundete von der Front, die hier behandelt wurden ... und oft "durften" sie dann nach ihrer Genesung wieder zum Kampf für Kaiser und Vaterland antreten ..
Hier waren dann auch mehrere Mediziner und zahlreiche Krankenschwestern  aus der Stadt eingesetzt.
Waren es 1914 noch 800 Betten, die in der Stadt bereit gestellt werden mußten, steigerte sich die Anzahl in den nächsten Jahren noch weiter.



ehem. "Julianenheim" ab 1925
1925 eröffnete Dr.Georg Raeschke am Böhntalsweg eine Privatklinik, die er nach seiner Frau "Julianenheim" nannte.
Besonders als Geburtsklinik war die Raeschke-Klinik alleits beliebt.
Als Dr.Raeschke 1959 mit 75 Jahren die Klinik seinem Sohn übertragen wollte, wurde diesem die Übernahme von den "örtlichen Organen" verweigert und die Klinik dem Kreiskrankenhaus angeschlossen.
Hier war dann bis 1999 die Kinderabteilung des Kreiskrankenhauses untergebracht..., der Sohn von Dr.Raeschke war 1959 in den Westen gezogen.



Krankenhausanbau von 1938
1923 bis 1947 war Medizinalrat Dr. Ernst Wetzel Leiter des Städtischen Krankenhauses, das 1938 einen modernen Anbau erhielt, der am 1.8.1940 fertiggestellt wurde .. und jetzt die neue chirugische Abteilung mit 100 Betten enthielt.

Schon ein Jahr zuvor - 1938 - wurden auch in Mühlhausen jüdische Ärzte zur Aufgabe ihrer Praxen gezwungen .. und nach und nach wurden auch hier alle Juden aus der "Volksgemeinschaft" ausgeschlossen.
In den folgenden Jahren - von 1939 bis 1945 - mußten auch in Mühlhäusen wieder zahlreiche Notlazarette eingerichtet werden.



Frauenklinik Windeberger Straße
Nach 1945 wurde dann im ehemaligen Offizierskasino der General-Fuchs-Kaserne an der Windeberger Straße die Frauenklinik, als Abteilung des Kreiskrankenhauses eingerichtet..., eine Abteilung die jetzt im erweiterten Krankenhausbau aufgenommen wurde..







Kreiskrankenhaus nach 1990
In der DDR-Zeit wurde dann das Kreiskrankenhaus mehrfach erweitert..., so u.a. durch einen Westflügel, der mit 60 Betten die Orthopädie und die Unfallchirurgie aufnahm .. und auch nach der Wende wurde weiter modernisiert ..

Nach der Wende wurde auch das Gesundheitswesen wieder umgestaltet. War in der DDR die Poliklinik und das staatlich gelenkte Gesundheitswesen vorherrschend, konnten sich jetzt die Haus- und Fachärzte frei entfalten .. (.. mit allen Vor- und Nachteilen, die so eine freie Entfaltung mit sich brachte ..)


Hufeland-Klinikum
Mit seinen Erweiterungsbauten hat sich das ehemalige Kreiskrankenhaus jetzt als Hufeland-Klinkum zusammen mit dem Krankenhaus in Langensalza zu einem modernen Krankenhaus mit modernen Gebäuden und moderner Einrichtung entwickelt, das vielen Ansprüchen an eine moderne Medizin entspricht.
Auch zahlreiche Ärzte konnten mit ihren modernen Praxen immer besser die medizinische Versorgung absichern ... und wenn jetzt noch das Gesundheitswesen so organisiert würde, daß auch der Normalbürger (.. und möglichst auch die aus der "Unterschicht" ..) alle Segnungen der modernen Medizin in Anspruch nehmen könnten ...., dann wäre alles wunderbar ... aber ...???



Aber ..., ehe wir lange rum meckern, schauen wir doch mal das Gesundheitswesen in der Vergangenheit an ...
.. und schon relativiert sich vieles wieder ..

1207 - Gründung von St.Antonius
Im Jahre 1207 wurde laut Chronik das Hospital St.Antonius in der Holzstraße, auf dem ehemaligen Gelände des Stiftes Oberdorla erbaut.
Hier wurden laut einer "Hausordnung" des Rates der Stadt aus dem Jahre 1295 kranke und gebrechliche alte Leute gepflegt.

1358 wurde dann das Margarethenhospital vor dem Altpfortentor neben der älteren Andreaskirche gegründet. Das 1612 und 1719 erneuerte Gebäude wurde später bis 1895 als städtisches Krankenhaus genutzt.

1462 wurde der "arme Spittel" vor dem Görmartor erstmals erwähnt, wo "arme kranke Leute verpfleget" wurden. Sowohl das Hospital, wie auch die angrenzende Kreuzkapelle sind inzwischen verschwunden.

Das Gesundheitswesen lag damals noch voll in der Hand der Kirche. Sie half den Armen und Kranken und unter den Mönchen gab es Heilkundige, die sich einige Kenntnisse der Heilkunde angeeignet hatten.
Erst im 13. Jahrhundert gab es dann auch in Deutschland studierte Ärzte, die neben den "Weisen Frauen" an das Krankenbett gerufen wurden.
Die "weisen Frauen", die oft als Hebamme oder Kräuterfrauen tätig waren, wurden dann später oft als Hexen verfolgt.


1232 - Gründung des Franziskanerklosters
1098 wurde Hildegard von Bingen geboren, die als Abtessin eines Klosters bei Bingen am Rhein, besonders in der Heilkunde für die damalige Zeit bedeutende Erkenntnisse niederschrieb

".. ein Wind sei er, der dem Elenden hilft .." heißt es in ihren zahlreichen Dichtungen.
Den armen und gebrechlichen Helfen, war auch das Anliegen zahlreicher Mönchsorden .. und hier besonders der Franziskaner, die Anfang des 13. Jahrhundert auch in Mühlhausen auftraten.
In den Klöstern gab es Krankenstuben und hier wurden auch Speisen an die Ärmsten der Armen ausgegeben,









Arzt im 13. Jahrhundert
Die Ärzte der damaligen Zeit hatten ihr "Handwerk" oft bei einem Heilkundigen gelernt .. und oft unterschied sich ihr Wissen nicht wesentlich von dem der Wunderheiler und Quacksalber, die mit allen möglichen Mittelchen gegen Bares die Heilung versprachen.
Erst später mußten Ärzte eine Approbation, d.h. eine behördliche Genehmigung für die Ausübungen ihres Berufes auf der Grundlage eines entsprechendem Studiums .., vorweisen.

Den großen "Geiseln der Menschheit"..., wie Pest und Lepra, standen die Ärzte aber damals nur machtlos gegenüber.. und versuchten diese mit allerlei Traktaten, Räucherwerk usw. zu bekämpfen ..
So wurden auch die Mühlhausen im Mittelalter tausende zum Opfer dieser Seuchen ..




1548 - erste Apotheke in Mühlhausen

Auch der Apotheker der 1548 erstmals in Mühlhausen zugelassenen Apotheke bei der Marienkirche - der späteren Ratsapotheke - mußte eine Zulassung nachweisen.
Die Apotheken hatten in der damaligen Zeit noch alle möglichen Tinkturen und Salben gegen alle möglichen Krankheiten..., aber auch Branntwein gab es hier .. (.. und der half ja auch gegen manche Krankheit ..)

1592 erhielt Sebastian Rodemann vom Rat di Genehmigung zur Eröffnung einer zweiten Apotheke .. (.. die spätere Mohrenapotheke am Steinweg ..)

Nachdem 1778 die Ratsapotheke geschlossen hatte, wurde 1780 am Kornmarkt die neue "Löwen-Apotheke" eröffnet .. (.. hier befindet sich heute das Brauhaus "Zum Löwen" ..)



beim Bader im 15.Jh.


Eine wichtige Rolle spielte früher der Bader im Gesundheitswesen:
Hier konnte man Baden und ein Schwitzbad nehmen, aber hier wurde man auch zur Ader gelassen und der Bader behandelte auch äußere Verletzungen, wie Knochenbrüche und Wunden.
Oft waren die Bader dann auch als Feldscheer in den Heerlagern der Fürsten eingesetzt.







Bader im 17.Jahrhundert
Auch Zähne wurden beim Bader gezogen und noch lange Zeit war der Chirurg ein Beruf, der neben dem Arzt für die äußeren Krankheiten zuständig war.
Aber auch auf den Jahrmärkten konnte man oft selbst ernannte Wunderheiler antreffen und das alte Lied... "ich bin der Doktor Eisenbart, kurier die Leut auf meine Art .." traf so ziemlich genau die Art, wie damals "geheilt" wurde..














Dr.C.G.Altenburg (1742 - 1826)
Dr. Christian Gottlieb Altenburg, war nicht nur der Verfasser der "Topographisch-historischen Beschreibung der Stadt Mühlhausen in Thüringen" aus dem Jahre 1824 ...., sondern auch ein versierter und sehr beliebter Arzt in seiner Heimatstadt.
Nach dem Gymnasium in Mühlhausen, studierte er in Leipzig Medizin und praktizierte dort auch einige Jahre. Er kehrte aber dann wieder in seine Heimatstadt Mühlhausen zurück, wo er bis ins hohe Alter als Arzt tätig war.
Hier setzte er die ersten Pockenimpfungen durch und hier wirkte er besonders bei der Pflege der zahlreichen Verwundeten und Kranken, die nach der Schlacht bei Leipzig 1813 in Mühlhausen zurückgelassen wurden.
Besonders im Alter beschäftigte er sich aber auch mit seinem "Hobby", der Beschreibung der Stadt, ihrer Umgebung und ihrer Geschichte, die uns auch heute noch vieles Interessante aus alter Zeit vermittelt.



ehem. Margarethenhospital
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts war das Margarethenhospital an der Ecke An der Burg / Ammerstraße als Krankenhaus genutzt worden und 1823 wurde es dann mit einem Arzt und einem Chirurgen mit 20 Betten offiziell als Städtisches Krankenhaus bestätigt.
(.. Das Hospital war bereits im Siebenjährigen Krieg und im Befreiungskrieg 1813 als Lazarett für die zahlreichen Verwundeten benutzt worden ..)




Arztbesuch um 1840

Der "Herr Doktor" stieg jetzt zur geachteten Persönlichkeit in der Gesellschaft auf. Zwar konnten sich meist nur die Söhne aus der "besseren Gesellschaft" das Studium und den Erwerb der Doktorwürde leisten, aber das Gesundheitswesen verbesserte sich auch bei uns nach und nach.
Allerdings waren durch den Wegfall der Zünfte Anfang des 19. Jahrhunderts auch die "Bruderschaften" der Handwerker weggefallen, die ihre Mitglieder bei Krankheit und Not unterstützten.
Die beginnende Industriealisierung zwang jetzt die Arbeiter zur Bildung von Unterstützungskassen, aber erst Ende des Jahrhunderts kam es zur Bildung der Ortskrankenkassen.




Arztbesuch um 1860

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gesundheitswesen dann durch die Gesetze zur Kranken- und Unfallversicherung, sowie über die Invaliden- und Rentenversicherung weiter verbessert.
Trotzdem gab es nicht nur in Berlin weiterhin Arme, die sich kaum einen Arztbesuch leisten konnten .. (.. und die verschriebenen Medikamente erst recht nicht ..)







altes Krankenhaus nach dem Brand von 1895

Als das alte Krankenhaus vor dem Pfortentor im Jahre 1895 teilweise abbrannte, entsprach es schon lange nicht mehr den medizinischen und hygienischen Erfordernissen... und so wurde dann auch zügig der Bau eines neuen Städtischen Krankenhauses an der Langensalzaer Straße in Angriff genommen.







Gesundheit ...,
wurde im neuen "Glückskatalog" für Deutschland als ganz wichtiger Faktor für das Lebensglück bezeichnet ...
Wenn man die Aussagen dieser Erfassung - nach der Thüringen die unglücklichsten Menschen in Deutschland hat - auch sehr anzweifeln kann.., Gesundheit ist und bleibt nun mal mit das wichtigste im Leben ... und so ist ein funktionierendes Gesundweitswesen eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft .., wobei man manchmal glauben muss, daß "die da Oben" das noch immer nicht so richtig erkannt haben .., denn sonst dürfte es die vielen Ungerechtigkeiten im Gesundheitswesen garnicht geben ..
.. in diesem Sinne .., eine gute Gesundheit
Ihr Günter Körber

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