Mittwoch, 28. April 2010

47) ... Helden und andere Leute...




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Hilfe ....,
die Helden kommen ...

Im Februar gegründet, haben die Vor-Vierundachtziger bei Facebook einen solchen Zulauf bekommen, daß einem Angst und Bange werden kann.
Alle wollen plötzlich Helden gewesen sein ...!
(.. für alle die noch nicht von dem sich schnell ausbreitenden Virus angesteckt sind, zur Information: Bei facebook gibt es diese neue Gruppe "GEBOREN VOR 1984 - Wir waren Helden!!", die sich lawinenartig vermehrt und wo neben allgemeinem trivial-nostalgischem Geschwätz, auch einige interessante Beiträge dabei sind)

Nun bin ich zwar Jahrgang 1931 und kann über die "Helden" der sechziger bis achtziger Jahre und über die meißten Themen nur schmunzeln, aber irgendwie wird doch deutlich, daß es zigtausende gibt, die sich und der Welt beweisen müssen, wie toll sie waren bzw. heute noch sind und allen verkünden müssen, daß sie Helden und soviel besser waren.
Aber dazu erst einmal eine Frage ....; was ist eigentlich ein Held ..??
Also ...., ein Held war was ganz tolles ..!
So kann man auch in der mühlhäuser Stadtchronik 1928 über das Heldenbuch für die Gefallenen des 1.Weltkrieges und über die verschiedenen ab 1934 von den Nazis abgehaltenen Heldengedenktage lesen.
Im März 1945 rief dann der NS-Kreisleiter Vollrath die Jugend noch auf, im Wehrwolf das Vaterland heldenhaft zu verteidigen. Als Anfang April der Amerikaner dann die Stadt besetzte, war der Nazi-Held längst verschwunden... (dabei hatte er doch 1938 sein Heldentum bewiesen, als er beim Überfall auf die Synagoge den jüdischen Rabbiner anschoss..)
Eigentlich hatten dann 1945 fast alle vom Heldentum erst einmal die Nase voll und damals waren dann im Osten die deutschen Gefallenen auch plötzlich keine Helden mehr.
Dafür gab es jetzt neue Helden, wie die großen Arbeiterführer und in der DDR-Zeit dann den "Held der Arbeit", der auch einen Orden und 10.000 Mark bekam.
Und was machen wir heute, wenn jetzt plötzlich alle Vor-84-er Helden sein wollen..??
Na ja ... und wenn jetzt ein Teil der Helden sagt, daß Ganze ist ja nicht so ernst gemeint, mit den Helden und so ..., wir wollen ja nur ein bißchen Spaß ...
da müssten sich doch einige fragen, warum verbreiten wir dann dieses oft geistlose Wischiwaschi-Geschwätz ...??? Könnte man seine Zeit nicht nützlicher verbringen ..???
Nehmt Euch doch ein Beispiel an den Bänkern ...
Die wollen gar keine Helden sein, sondern verzocken die Milliarden des Volkes ganz heimlich still und leise ... und verstecken ihre eigenen Milliönchen ebenso still und leise in der Schweiz ...
Na ja..., ein paar bekommen auch schon mal das Bundesverdienstkreuz für die Rettung der freiheitlichen Werte ... (... wessen Werte ...??) und zusammen mit den Schönen und Reichen fühlen sie sich schon als die Elite ...
.. und das kann sich dann die alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin in Leute-heute oder in der Regenbogenpresse ansehen ...
Auch unsere Zeit braucht eben ihre Helden ...!!!

Übrigens ...,
was ist nun mit Mühlhausen ...
Gab es da keine Helden ...?
.. wie z.B. Thomas Müntzer, der 1525 für seinen Kampf für eine freie und bessere Welt vor unserer Stadt hingerichtet wurde ...
... oder die stillen Helden, die als Menschen zweiter Klasse erst gedemütigt und dann im KZ ermordet wurden,
... oder die, die unter den verschiedensten Systemen gegen den Strom schwammen und dafür Gefängnis und mehr in Kauf nahmen ...
... oder die ersten Demonstranten, die 1989 für mehr Freiheit auf die Straße gingen, obwohl sie nicht wußten, wie das alles ausging ...
... die riefen zwar nicht "Wir sind Helden",
... sondern "... Wir sind das Volk ..."
... aber waren wir deshalb Helden ...???

46) Geschichte der Stadt - 10 - (1975 - 2010)

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Mühlhausen - Thomas-Müntzer-Stadt ....,
diesen stolzen Namen erhielt unsere Stadt 1975 vom Ministerrat der DDR verliehen ....
Smilie und Rosinante waren richtig stolz darauf ...



Das Thomas-Müntzer-Denkmal an der Stadtmauer beim Frauentor war ja bereits 1957 errichtet worden.
Hier in Mühlhausen erlebte Thomas Müntzer 1524-25 den Höhepunkt seines Wirkens. Bisher hatten die Thomas-Müntzer-Straße und der Thomas-Müntzer-Park sowie die Thomas-Müntzer-Schule an ihn erinnert.
Von der Partei als früher revolutionärer Führer wieder entdeckt, wurde der 450. Jahrestag des Bauernkrieges zum Anlass genommen, die Stadt mit dem "Ehrennamen" auszuzeichnen.
Jetzt wurde auch das "kulturelle Erbe" nach und nach restauriert.
So die Marienkirche, die Kornmarktskirche und die Allerheiligenkirche, die zu Gedenkstätten ausgebaut wurden.


Von 1975 bis 1989 entstanden weitere Neubaugebiete,
wie in der Windeberger Straße-West, in der Feldstraße,
in der Gartenstraße, im Jakobiviertel und in der Ballongasse.
Von 1949 bis 1989 wurden über 8.000 Wohnungen neu gebaut.
Auch weitere neue Schulen, Kinderkombinationen, Altenheime und Kaufhallen waren in dieser Zeit entstanden.
Ein weiteres großes Projekt, das neue Wohngebiet Südost, blieb aber nur auf dem Papier und heute befindet sich hier das Gewerbegebiet an der Trift.



Aus dem VEB Röhrenwerk hatte sich der VEB Mikroelektronik entwickelt, der an der Görmarschen Landstraße einen modernen Neubaukomplex errichtete und jetzt statt Empfängerröhren Taschenrechner und Kleincomputer baute.
Im VEB Zekiwa wurden Roller und Dreiräder gebaut und der VEB Mülana produzierte tolle Strickwaren ..., aber über wiegend gegen harte Devisen für das NSW... (d.h. das "Nicht-Sozialistische-Wirtschaftsgebiet")

Ja ... und dann kam 1989 alles ganz anders ....

Glasnost und Perestroika erweckten Hoffnungen in der Bevölkerung ..., Hoffnungen die der starre Parteiapparat in seiner ständigen Angst vor zuviel Freiheit natürlich unterdrückte.
Ja ... und dann kam die Ausreisewelle und die ersten Friedensgebete und Demonstrationen.
Die Wende ... überrollte dann das ganze System und auch in Mühlhausen wurde die Partei ihte "führende Rolle" ganz schnell los.

1990 ging dann alles ganz schnell ...

Erst die Wahlen am 18. März zur Volkskammer und zu den örtlichen Organen....
Dann am 2. Juni die Wahl von Hans-Dieter Dörbaum zum Bürgermeister der Stadt....
Am 1. Juli die Wirtschafts- und Währungsunion, die dem Osten die D-Mark bescherte ....
und dann am 3. Oktober die Deutsche Einheit ...!!

Und jetzt kamen die blühenden Landschaften ...
Also erst noch zögerlich mit manchen negativen Begleiterscheinungen (wie Treuhand, Betriebsschließungen, tausende Arbeitslose usw., usw.) ....
... aber dann auch mit den Segnungen der Marktwirtschaft
(volle Läden, viele Autos, instandgesetzte Straßen, sanierte und neue Häuser, sanierte Baudenkmäler usw., usw.)
Ja und den "Ehrennamen" Thomas-Müntzer-Stadt hat Mühlhausen auch wieder abgelegt und heißt jetzt nur noch Mühlhausen / Thüringen.

Nach anfänglicher Stagnation (HO und Konsum waren ja ganz schnell aufgelöst worden) wurde der Steinweg wieder zum Einkaufszentrum der Stadt, obwohl seine Umgestaltung nicht überall Beifall fand.
Besonders vor der Stadt entstanden jede Menge neue Märkte und Autohäuser.
Neu entstanden auch die Thüringentherme, die Burggalerie, die neue Sparkasse usw., usw.

Eine gute Lösung war auch der Einbau der Stadtbibliothek in die sanierte Jakobikirche im Jahre 2004.
Nach der Nutzung der Kornmarktskirche als Bauernkriegsgedenkstätte, der Marienkirche und der Allerheiligenkirche als Museumskirchen, sowie der Kilianikirche als Theaterkirche, konnten so die historischen Baudenkmäler erhalten und sinnvoll genutzt werden.



Wenn es auch noch manches in der alten Stadt zu tun gibt, hat Mühlhausen doch eine positive Entwicklung genommen.
Natürlich gibt es auch hier wie anderswo zu viele Arbeitslose und bei der Marktwirtschaft fehlt zu oft das Soziale; aber trotzdem, der Stadt als Ganzes haben die letzten zwanzig Jahre gut getan und den Einwohnern überwiegend auch.
Na... und dann haben wir ja auch noch was zu bieten, was nicht jeder hat ...;
der Mittelpunkt Deutschlands liegt ganz in unserer Nähe ...

Also ..., auf nach Mühlhausen, in die Stadt mit ihrer über tausendjährigen Geschichte ...!!!







Übrigens ....,
Smilie und Rosinante verabschieden sich hiermit ...
So ein Ritt durch 1.000 Jahre Geschichte ist doch ganz schön anstrengend ....

Aber keine Angst ..., die nächsten Beiträge sind schon in Vorbereitung .... :-)))
(... und Smilie reitet erst mal zu den Helden ...>>>>>:-)

Dienstag, 27. April 2010

45) Geschichte der Stadt - 9 - (1945 - 1975)

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Und wieder ein Neuanfang ....
Das Land zerstört, die Väter und Söhne gefallen ... und dann auch noch der Russe ...!




Am 5. Juli 1945 übernahm die Rote Armee die Befehlsgewalt über die Stadt.
Zu den ersten Aufgaben gehörte die Absicherung der Versorgung der Bevölkerung und die Aufnahme der Produktion in den Betrieben.
Zwar gab es nicht mehr solche Übergriffe, wie beim Vormarsch der Roten Armee im Frühjahr ..., aber die Angst blieb ...
und die GPU war dann auch in Mühlhausen nicht gerade zimperlich ...!
"... Du Faschiiist ..", mußte sich mancher anhören, auch wenn er nichts mit den Nazis zu tun hatte und die KZ´s wurden zum Teil wieder gefüllt.



Der Eisenbahnverkehr war bereits im Juli wieder provosorisch
aufgenommen worden und auch die mühlhäuser Straßenbahn fuhr bald wieder.
Im September berief der sowjetische Stadtkommandant den von den Nazis entlassenen Oberbürgermeister Dr.Neumann erneut zum OB der Stadt.
Bereits im Juni hatte die SMAD für die sowjetische Besatzungszone die Zulassung antifaschistischer Parteien und Gewerkschaften beschlossen, die dann auch in Mühlhausen ihre Arbeit aufnahmen. Fett

1946 wurde mit der Bildung der SED die "Führung durch die Arbeiterklasse" in der SBZ eingeleitet. Nachdem die Bodenreform und Enteignung von "Kriegsverbrechern" schon im Vorjahr erfolgte, kam jetzt die Bildung der volkseigenen Betriebe (VEB) und der Umbau zur sozialistischen Gesellschaft auf allen Gebieten.
Unliebsame frühere SPD-Mitglieder wurden nach und nach aus der SED gedrängt. So auch der OB Dr.Neuman, der "... mit reaktionären Elementen in den Blockparteien packtiert hatte ..." und so 1948 zum zweiten Mal aus der Partei und dem Amt gedrängt wurde.

Der Aufbau der sozialistischen Wirtschaft wurde auch in Mühlhausen zielstrebig vorangetrieben. Zu den größten volkseigenen Betrieben gehörten bald das Mövewerk und das Röhrenwerk, der VEB Mülana, die Kammgarnspinnerei, der VEB Cottana, die Zigarrenfabrik und andere.

Mit der Aktivistenbewegung wurde der sozialistsiche Wettbewerb in den Vordergrund gestellt.
Im Handel war zuerst die Konsum-Genossenschaft gefördert worden, die jetzt mehrere Geschäfte in der Stadt eröffnete.
Noch gab es sowohl viele Lebensmittel und zahlreiche Textilien auf Marken und Bezugsscheine.



1949 war die DDR gegründet worden und in Mühlhausen
entstanden die ersten Geschäfte des volkseigenen Einzelhandels - HO - wo man alles ohne Marken, aber dafür teurer kaufen konnte.
Die HO Mühlhausen entwickelte sich bald zum führenden Einzelhandelsbetrieb der Stadt.

Auch in der Landwirtschaft wurde die Kollektivierung voran getrieben. Im mehr Bauern traten mehr oder weniger freiwillig in die neuen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) ein.
Als am 17. Juni 1953 erst die Bauarbeiter in Berlin streikten und bald in der ganzen DDR der Aufstand losbrach, waren es auch in Mühlhausen zahlreiche Bauern, die auf die Straße gingen, das Kreisgericht stürmten und erst durch die Schüsse der Russen vertrieben wurden.
Zahlreiche Verhaftungen folgten und ein Neuer Kurs sollte jetzt alles besser machen ..., aber das Ziel blieb dasselbe.


Im Nationalen Aufbauwerk wurden Initiativpläne aufgestellt, wie die gesellschaftliche und kulturelle Arbeit verbessert werden sollte.
Einiges, wie die Freilichtbühne im Thomas-Müntzer-Park und das Bad der sozialistischen Jugend am Schwanenteich, wurde verwirklicht, aber manches wurde nur auf dem Papier als Erfolg abgerechnet.
Abrechnungen und Rechenschaftsberichte waren überhaupt groß in Mode. Da wurden Volkswirtschafts- und Betriebspläne, Brigadeprogramme und Verpflichtungen, Leistungswettbewerbe u.v.a. mehr, natürlich meist mit 100 %-iger Erfüllung, abgerechnet.

Erst 1958 fielen die letzten Lebensmittelskarten weg und in den
sechziger Jahren wurden am Steinweg zahlreiche Leuchtreklamen angebracht, die später wegen der Energie-Einsparung wieder abgeschaltet werden mußten.
Jetzt schlossen sich immer mehr Handwerker zu Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) zusammen. Eine neue Handwerkssteuer hatte da etwas nachgeholfen.
Auch zahlreiche Einzelhändler führten ihre Geschäfte jetzt als Kommissionshändler der HO.


1968 kam dann für die Oberstadtlinie der Straßenbahn das Aus und ein Jahr später wurde auch die Unterstadtlinie bis zum Weißen Haus stillgelegt. Hier fuhren jetzt die Omnibusse des VEB Kraftverkehr.
Auch nach Heyrode und Diedorf fuhren bald nur noch Omnibusse, denn die "Vogteier Bimmelbahn" war ebenfalls stillgelegt worden.



1969 wurde das HO-Hotel "Stadt Mühlhausen" zum
20. Jahrestag der DDR eröffnet.
Am Stadtrand waren mehrere Neubaugebiete entstanden. So u.a. am Aktivistenring und an der Marcel-Verfailles-Allee.
Es entstanden neue Schulen und Kindergärten und am Forstberg 1972 die erste große WtB-Kaufhalle der HO.
An der M.V.Allee war das Ganze etwas kleiner geraten. Hier hatte es nur für einen HO-Verkaufs-Kiosk gereicht.



1972 waren dann alle noch vorhandenen privaten Industriebetriebe - auch die mit staatlicher Beteiligung und
größere PGH´s - in das Volkseigentum übergeführt worden ...,
wie es damals so schön hieß.
Einige VEB erhielten dann nach und nach auch Erweiterungsbauten oder wie der VEB Cottana ein neues Heizhaus, das dann auch die Neubauten des Komplexen Wohnungsbaues mit beheizte.



Übrigens ....,
hatte Mühlhausen 1975 sein 1200-jähriges Bestehen gefeiert, aber wieder mal etwas zu voreilig.
Ein paar Jahre später wurde festgestellt, daß die Urkunde Karls des Großen von 775 garnicht unsere Stadt betraf.
Smilie und Rosinante waren ja Kummer gewöhnt und so trabten sie fröhlich weiter durch die Geschichte der Stadt ... :-)




Sonntag, 25. April 2010

44) Geschichte der Stadt - 8 - (1925 - 1945)

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Die Weimarer Republik ...,
hatte für Mühlhausen nicht viel Neues gebracht ....
oder doch ...?
Smilie und Rosinante schauten jedenfalls ziemich skeptisch in die Zukunft ....
und das mit Recht ..!


1925 wurde hier die erste Ortsgruppe der NSDAP gebildet. Anfangs nur eine der vielen Parteien die ständig gegeneinander polemisierten, aber bald zeigte sich auch hier der wahre Charakter der Nazis.

Die Zeit war nach wie vor voller Wiedersprüche. Während einige Betriebe, wie die Kammgarnspinnerei Thuringia, neu gegründet wurde, mussten andere den Bankrott anmelden. Es gab zahlreiche Arbeits- und Obdachlose.



Mit der Sachsensiedlung und der Schmudesiedlung
entstanden in den zwanziger und dreißiger Jahren zwar zum Teil in Eigenleistung Wohnungen für Arbeitslose und Kriegsteilnehmer, sowie Kinderreiche, aber die Gesamtprobleme
konnten nicht beseitigt werden.


1928 wurde nicht nur mit dem Bau des Neuen Friedhofes begonnen, sondern auch das Kriegerehrenmal am Stadtberg eingeweiht.
Die Kriegervereine hatten immer noch großen Zulauf und so fiel manchen auch der Übergang zu den militanten Nazis nicht allzu schwer.
Anfang der dreißiger Jahre spitzte sich der Kampf zwischen Links und Rechts auch in Mühlhausen weiter zu. Die SA schlug Schaufenster-scheiben von Konsum-Verkaufsstellen ein und
es kam mehrfach zu Zusammenstößen und Krawallen.


1933 .., mit der "Machtübernahme des Führers" kam dann
der letzte Rest von Demokratie auch in Mühlhausen zum Erliegen.
Oberbürgermeister Dr.Neumann wurde erst "beurlaubt" und dann entlassen.
Die Nazis übernahmen alle wichtigen Ämter, verboten die anderen Parteien und die Gewerkschaften und verhafteten vor allem aktive Kommunisten.
Bald wurden auch die jüdischen Einwohner erst drangsaliert, dann enteignet und verhaftet und später überwiegend im KZ ermordet.
Das bisherige Museum am Lindenbühl wurde als "Fritz-Sauckel-Haus" Sitz der Nazi-Kreisleitung.


Ab 1935 war Mühlhausen wieder Garnisonsstadt.
Zuerst zog die Panzer-Abwehr-Abteilung 37 in die Wendewehrkaserne ein, dann im Jahre 1936 das Infanterie-Regiment 86 in die neue Kaserne an der Windeberger Landstraße, die spätere General- Fuchs-Kaserne und 1938 das Artillerie-Regiment 65 in die neue Görmar-Kaserne.

1936 wurde mitten im Stadtwald ein getarnter Rüstungsbetrieb gebaut: der Gerätebau, der Zünder für Flackgranaten herstellte. Auch andere vorhandene Betriebe wurden bald in die Rüstungsproduktion einbezogen.

1936 war das neue Sparkassengebäude entstanden, wo jetzt die Volksgenossen für den neuen Volkswagen sparen konnten.
Der Steinweg hieß jetzt Hindenburgstraße und weitere Straßen und Plätze wurden nach NS-Größen umbenannt.
Auf den Straßen sah man immer mehr Uniformen.
Jungvolk, Hitlerjugend und BdM, Reichsarbeitsdienst und Wehrmacht sowie SA, SS und hohe Parteigenossen.



1939 mußten immer mehr Männer die Uniform anziehen und marschierten bald durch halb Europa.

Im 2.Weltkrieg waren die drei mühlhäuser Regimenter in Polen, Frankreich, in Nordafrika und in der Sowjetunion eingesetzt und wurden zum Schluss völlig aufgerieben.
Auf die Stadt selbst fielen relativ wenige Bomben, aber auch die brachten 1944 - 45 Tod und Zerstörung.

1945 dann das Ende des "Dritten Reiches".
Im Februar, als die Amerikaner am Rhein und die Russen an der Oder stehen, wurden die noch vorhandenen Männer zum Volkssturm eingesetzt und auf dem Postplatz vereidigt.

Am 5.April 1945 wurde Mühlhausen dann von den Amerikanern fast kampflos besetzt. Die aufgegriffenen Soldaten der Wehrmaht wurden auf dem Untermarkt gesammelt und in Gefangenlager abtransportiert.
Eigentlich sollte der Krieg für die Mühlhäuser damit vorbei sein, aber in den nächsten Tagen griffen immer wieder mal deutsche Jagdflugzeuge die amerikanischen Konvois auf den Landstraßen und in der Stadt an.

Am 8.Mai 1945 dann das endgültige Kriegsende mit der Kapitulation in Berlin.
Der wahnwitzige Krieg hatte halb Europa zerstört, abermillionen Tote und Verwundete gefordert und unermessliches Leid über die Menschen gebracht.
1.889 Mühlhäuser waren gefallen, viele waren verwundet oder kamen in Gefangenschaft und von dort erst spät oder garnicht wieder zurück.




Übrigens ...,
blieben die Amerikaner nicht lange in Mühlhausen.
Anfang Juli 1945 zog die Rote Armee in Thüringen und auch in Mühlhausen ein ...
und damit begann auch hier wieder eine neue Zeit ...

Samstag, 24. April 2010

43) Geschichte der Stadt - 7 - (1900 - 1925)

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Das 20. Jahrhundert ...
begann auch für Mühlhausen noch im Zeichen der wilhelminischen Ära. Aber der preußische Geist, fand auch hier Wiedersacher. Die Sozialdemokraten fanden unter den Arbeitern immer mehr Sympatisanten.

Um 1900 gehörte es dann zum guten Ton, eine Porträtaufnahme, ein Bild von der Familie oder von der Belegschaft zu haben, wie hier von der Firma Hill und Pabst am Petristeinweg.
Einige Bauunternehmer hatten sich vom kleinen Handwerksbetrieb zum großen Baubetrieb, mit Maurern, Zimmerleuten, Tischlern und eigenem Architekturbüro entwickelt.
In den Fabriken wurden jetzt nicht nur Dampfmaschinen eingesetzt, die über Transmissionen die Maschienen antrieben, sondern es gab auch immer mehr Elektromotore als Antrieb, so das jetzt auch in kleineren Betrieben Maschinen aufgestellt werden konnten.

Anfang des Jahrhunderts wurden weitere Schulen, öffentliche Gebäude, sowie Wohn- und Geschäftshäuser gebaut.
Neben einigen Jugendstilbauten, entstanden überwiegend protzige Fabrikantenvillen, in den denen oft die verschiedensten Baustile vermischt wurden. Außer dem Neubau der katholischen Kirche, entstand die neue Friedhofskapelle und 1914 - 17 die Kirche der neuen Landesheilanstalt in Pfafferode.


1911 wurde die Eisenbahn Mühlhausen - Treffurt eröffnet. Der erweiterte mühlhäuser Bahnhof war jetzt Eisenbahnknotenpunkt.
Am Bahnhof, rings um die Stadtmauer und am Rieseninger Berg entstanden neue Grünanlagen.
Kaufhäuser - wie das Kaufhaus Eckmann - entstanden neu oder wurden im Stadtzentrum durch Ausbau vorhandener Läden, oft mit neuer Fassade geschaffen.

1903 war die Erneuerung der Marienkirche mit ihrem neugotischen Mittelturm abgeschlossen worden.
Mühlhausen war jetzt wieder Garnisonsstadt und erhielt 1913 am Wendewehr eine neue Kaserne, in der das Infanterie-Regiment 167 einzog.
1913 landete der Zeppelin LZ Sachsen am Schadeberg und auch sonst zog der technische Fortschritt immer mehr in der Stadt ein.
So folgten dem ersten Automobil von 1900 bald weitere Kraftwagen, die dann bald auch als Mietwagen angeboten wurden.

1914 dann die Proklamation des Kaisers ...; der 1.Weltkrieg begann. Das mühlhäuser Regiment kam an die Westfront und bald wurden weitere Männer eingezogen. Einige Saalgaststätten, wie der Stadtberg und die Loge, wurden als Lazarett eingerichtet und bald trafen hier auch die ersten Verwundeten ein.


Die Frauen wurden jetzt verstärkt
auch in den mühlhäuser Rüstungsbetrieben (Walter u.Co u.a.)
eingesetzt und lösten auch auf der Straßenbahn ihre männlichen Kollegen immer mehr ab.
Die anfängliche Kriegsbegeisterung schlug gegen Ende des Krieges in tiefe Verzweiflung um. Hunger und Not herrschten jetzt.


Als dann 1918 die Front
zusammenbrach und der Kaiser nach Holland floh, wurde nicht nur in Berlin die Republik ausgerufen ...; auch in Mühlhausen bildete sich ein Arbeiter- und Soldatenrat.
Der Krieg war zu Ende .., aber Not und Elend waren damit noch
lange nicht vorbei.
1.313 Mühlhäuser waren gefallen und viele Verwundet.

1920 wurde dann nicht mehr an der Front, sondern auch in der Heimat gekämpft. Sozialdemokraten gegen Zentrum und Deutschnationale und die Kommunisten gegen alle anderen ....
Kapp-Putsch, Inflation (1922-23), Firmenpleiten und Massenarbeitslosigkeit.., die Stadt und das Land waren auf einem Tiefpunkt angelangt. Da half auch das von der Stadt herausgegebene Notgeld nichts ...



Übrigens ...,
im Krieg waren auch zahlreiche Pferde eingezogen worden.
Nur Rosinante entging diesem Schicksal..., sie war zu klein .. :-)



Freitag, 23. April 2010

42) Geschichte der Stadt - 6 - (1850 - 1900)

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Die Stadt entwickelte sich ....,
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der kleinen Ackerbürgerstadt zur aufblühenden etwas größeren Industriestadt.



1859 wurde in der Färberei Siegelmann die erste Dampfmaschine aufgestellt und 1865 waren bereits 20 Betriebe auf Dampfkraft umgestellt.
Besonders in den Vorstädten entstanden neue Fabriken in denen jetzt immer mehr Maschinen eingesetzt wurden.
Viele Handarbeiter, wie die Wollkämmer und die Handweber, wurden arbeitslos und mußten in der Fabrik arbeiten.

Hier entstand jetzt eine neue Hierarchie. Dem Unternehmer unterstanden die Büroangestellten, die Werkmeister und eine völlig neue Klasse ..., die Fabrikarbeiter.
Der bisherige Handwerksgeselle, der beim Meister wohnte, suchte jetzt eine eigene Wohnung für sich und seine Familie und arbeitete in der Fabrik. Frau und Kinder verdienten oft in Heimarbeit noch etwas hinzu.
In den Vorstädten wurden die vorhandenen Straßen jetzt dichter bebaut und es entstanden neue Straßen, oft mit einfachen Mietwohnungen, aber auch mit Häusern fpr die "gehobene Gesellschaft".

Zu den ersten großen Fabriken, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mühlhausen errichtet wurden, gehörte die Lederfabrik Stephan im Johannistal.
Bald folgten Spinnereien, Strickereien, Webereien und Färbereien. Außerdem entstanden Metallwaren- und Maschinenfabriken, Zigarrenfabriken, Brauereien und Bauunternehmen.

1865 entstand am Ostrand der Stadt das städtische Gaswerk und bald erstrahlten die Gaslaternen in zahlreichen Straßen.
Wie für die Dampfanlagen, mußte die Kohle für das Gaswerk noch von Gotha mit Pferdefuhrwerken geholt werden.

1870 wurde dann die Eisenbahn Gotha - Mühlhausen - Leinefelde
eröffnet, so daß die Stadt jetzt an das Eisenbahnnetz nach Osten und Westen angeschlossen war.
Mit der Enwicklung der Industriebetriebe, stieg auch die Zahl der Einwohner. So von 13.706 im Jahre 1850, auf 33.433 im Jahre 1900.
Im Osten der Stadt entstand das neue Bahnhofsviertel; teilweise mit repräsentativen Wohnbauten, aber auch mit mehreren Fabriken.

1870 war das Gymnasium am Lindenbühl fertiggestellt worden.
Hier wirkte der Professor Dr. Jordan, der 1900 den ersten Band der "Chronik der Stadt Mühlhausen in Thüringen" heraus gab.
Eine Stadtchronik, die auf alten Handschriften u.ä. aufbaute, in den letzten Jahren als Reprintauflage neu aufgelegt und ergänzt wurde.
Bis Ende des Jahrhunderts wurden dann in den Vorstädten weitere Volksschulen und ein Lehrerseminar eröffnet.

Eröffnet wurde 1897 die Mühlhausen - Ebelebener-Eisenbahn (MEE), mit der eine Verbindung zur Strecke Erfurt - Sondershausen geschaffen wurde.
Die MEE hatte in Mühlhausen zuerst einen gesonderten kleinen Bahnhof auf der Ostseite der Staatsbahn, der durch einen Personentunnel zu erreichen war. Der Ebeleber-Bahnhof wurde 1911 mit der Staatsbahn vereinigt, aber der Tunnel blieb.

1898 wurde das Elektrizitätswerk Mühlhausen fertiggestellt und noch im selben Jahr die Straßenbahnlinie vom Bahnhof bis zur Aue eröffnet, die im Folgejahr erst bis Popperode und dann bis zum Weißen Haus am Stadtwald erweitert wurde.
Erst 1901 folgte dann der Unterstadtlinie die Straßenbahn vom Bahnhof zur Aue durch die Oberstadt, nachdem die Stadtmauer am Kiliansgraben und neben dem Frauentor durchbrochen wurde.

Um 1900 war Mühlhausen eine Kreisstadt, die am "Aufstieg des Reiches" tüchtig teilnahm.
Neue Straßen mit einfachen Miethäusern und protzigen Fabrikanten-Villen, neue Schulen, ein neues Krankenhaus und eine neue Post, Telefon, Wasserleitung und Kanalisation ...., die Stadt hatte sich ganz schön verändert.
Der Steinweg entwickelte sich jetzt zur Hauptgeschäftsstraße der Stadt und am Stadtrand entstanden Gartenlolake und Saalgaststätten, wo die Bürger am Wochenende einkehrten. Zahlreiche Vereine, vom Kriegerverein bis zum Gesangs- und Sportverein, bildeten sich ...
Es war eben, bis auf ein paar Ausnahmen, die gute alte Zeit ...!
Ach ja ..., zwischendurch gab es natürlich immer wieder mal ein paar Kriege, die natürlich ganz im preußischen Geist siegreich geschlagen wurden. Dafür gab es dann auch ein schönes Kriegerdenkmal.



Übrigens ...,
auch die gute alte Zeit ging bald wieder vorüber.
Das 20. Jahrhundert brachte auch für Mühlhausen mal wieder alles, was die Geschichte so mit sich bringt ...,
immer wieder Höhen und Tiefen ...,
Smilie und Rosinante hatten schon ganz schön Mühe, unbeschadet überall durch zu kommen ...