Mittwoch, 27. Januar 2010

9) Schulen in Mühlhausen

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Nachfolgend eine kleine Zeitreise durch die Geschichte des mühlhäuser Schulwesens.

Klosterschule im 14.Jh.

Bereits 1232 hatte der König dem Deutschen Orden die von den Bürgern errichtete Schule in Mühlhausen unterstellt.
In den Ordens- und Klosterschulen gab es die innere und die äußere Schule. In der inneren Schule wurden die künftigen Ordensbrüder aus gebildet und in der Äußeren die Söhne der Patrizier und des Adels.
In der Folgezeit gab es dann sowohl in der Oberstadt. wie in der Unterstadt eine Schule, die vom Deutschen Orden betrieben wurde.

Klosterkirche St. Crucis am Kornmarkt 


Unterricht im 16.Jh.
Brückenkloster im 16.Jh.
Neue Schule von 1562
1542 wurde im bisherigen Barfüßerkloster die erste evangelische Schule eröffnet und 1562 entstand die Neue Schule am Untermarkt 6 sowie 1565 die erste "Mägdeleinschule" im Brückenkloster. Ein Novum für die damalige Zeit.



Lesebuch im 16.Jh.
deutscher Schulmeister im 16.Jh.

Neben den städtischen Schulen gab es auch "Privatschulen". 1570 betrieb der Schulmeister Valentin Wolff in seinem Haus eine "deutsche Schule".

Das erste Gymnasium der Stadt entstand 1580 in der Neuen Straße und wurde 1720 durch die "neue Schule" ersetzt.



Gymnasium Neue Straße von 1722


Unterricht im 18.Jh.


Ab 1775 bestand in der Freien Reichsstadt die Schulpflicht für Jungen und ab 1780 auch für Mädchen.

Bauhofschule von 1833
alte Petrischule von 1838


1833 entstand die erste "Volks- und Armenschule" auf dem Bauhof - dem ehemaligen Predigerkloster - und auch in den Vorstädten entstanden jetzt neue Schulen, wie 1838 die Petrischule.

Gymnasium Brückenstraße von 1841
Unterricht im 19.Jh.


1841 war das neue Gymnasium in der Brückenstraße eröffnet worden.
1853 hatte die Stadt 1 Gymnasium, 2 Bürgerschulen und 7 Volksschulen.



neues Gymnasium von 1870
Familie um 1870












1870 dann das neue Gymnasium am Lindenbühl, wo die Schüler zu Gottesfurcht und Vaterlandsliebe erzogen wurden.





Martinischule von 1887
Petrischule von 1894
Klassenfoto Petrischule von 1904
Auch neue Volksschulen wurden gebaut. 1887 die Martinischule und 1894 die Petrischule.



1902 entstand die Realschule in der Friedrichstraße, 1913 die Georgischule - als größte Volksschule der Stadt - und 1915 die Knabenmittelschule an der Burg.










Georgischule von 1913
Knabenmittelschule von 1915



In Preußen war die Sütterlinschrift eingeführt worden, die dann seit den zwanziger Jahren in ganz Deutschland gelernt wurde.







Schulfibel von 1925



Petrischule Klasse 4a mit Lehrer Höpel von 1930















"Schönheit und Glaube" beim BdM um 1940




























In der NS-Zeit bekamen dann die Schulen neue Namen und die Schüler und Schülerinnen machten neben der Schule noch Dienst im Jungvolk und BdM. Die älteren Oberschüler der "Deutschritterschule" wurden dann im 2. Weltkrieg als "Flakhelfer" eingesetzt und sollten im März 1945 noch das Vaterland verteidigen.





Rosenhofschule von 1950

1950 wurde die Rosenhofschule in einem Block der ehemaligen Wendewehrkaserne eröffnet. Jetzt war es die Pionierorganisation, in der Jungen und Mädchen einen Teil ihrer Freizeit verbrachten.











Pionierausweis um 1960
Von 1965 bis 1980 entstanden 6 neue Schulen in der Stadt. 1980 gab es in Mühlhausen
dann 12 zehnklassige Polytechnische Oberschulen (POS), 1 erweiterte Oberschule (EOS) und eine Sonderschule, die als Neubau im Johannistal entstanden war. Natürlich hatten die Schulen wieder neue Namen erhalten, von denen allerdings nur der für die Thomas-Müntzer-Schule und die Pestalozzischule Bestand hatte.









Sonderschule im Johannistal


POS VIII Altenburgstraße von 1972



POS XI Friedensstraße von 1977










POS XII Feldstraße von 1979







ABC-Schützen 1997

















































Heute gibt es in Mühlhausen 4 Grundschulen, 3 Regelschulen und 4 Gymnasien, sowie eine Förderschule mit 3 Schulteilen. Die Schulen haben meist ihren alten Namen wieder bekommen. Die 1977 fertiggestellte POS XI ist heute evangelisches Gymnasium.



Übrigens -,
nach der eigentlichen Schulzeit war es mit dem Lernen noch nicht vorbei.
So entstand 1846 in der neuen Schule in der Brückenstraße die erste "Gewerbliche Fortbildungsschule" der Stadt, die später als städtische Berufsschule und zuletzt als berufliche Fachschule genutzt wurde.
1896 entstand auf dem Hof der Petrischule die städtische Koch- und Haushaltungsschule und 1897 in der Wanfrieder Straße die Preußische Faschschule für Textilindustrie.
Am Schillerweg war 1898 das Königliche Lehrerseminar feierlich eingeweiht worden. in dem bis 1926 über 600 Lehrer ausgebildet wurden. Auch in der DDR-Zeit wurden hier im Pädagogischen Institut Fachlehrer ausgebildet.




Alle Rechte vorbehalten - Günter Körber

Samstag, 23. Januar 2010

8) Das Territorium der Freien Reichsstadt

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Mühlhausen
war im 10. - 13. Jahrhundert Pfalzstadt der deutschen Könige und Kaiser und erwarb im 14. Jahrhundert die volle Unabhängigkeit als Freie Reichsstadt.

Kaiser Otto II.

Die erste überlieferte Urkunde hatte Otto II. im Jahre 967 in seiner Pfalz Mühlhausen ausgestellt. Das umliegende Territorium gehörte zum Reichsgutbezirk des deutschen Königs. Die Dörfer wurden überwiegend den Dienstleuten des Königs als Lehen übergeben, die dann auch Feudalhöfe in der Stadt hatten.

Heerzug im 12.Jh.
St.Blasius im 11.Jh.
Stadtsiegel um 1220


Mühlhäuser Reichsgutbezirk im 13.Jh.
Diese "edlen Geschlechter" benannten sich überwiegend nach ihrem Besitz, wie die Herren von Ammern, von Görmar, von Bollstedt, von Eigenrieden usw.
Zum Reichsgutbezirk gehörten aber auch weiter entfernte Besitzungen, die auch in der Stadt des Königs ihre Höfe hatten, wie die Herren von Bodenstein, von Immenrodt und von Worbis. Ein Teil der Geschlechter starb später aus und manches Lehen ist als Wüstung nur noch dem Namen nach bekannt.

Überwiegend im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt ein umfangreiches Territorium, das im nordwesten durch einen 26 km langen Landgraben geschützt wurde. Zum Schutz gegen den Feudaladel schloss Mühlhausen außerdem ein Städtebündnis mit Erfurt und Nordhausen. Ein erheblicher Teil der mittelalterlichen Ansiedlungen ging später wieder ein. An die Wüstungen (x) erinnern heute oft nur noch einige Flurnamen.

Territorium der Freien Reichsstadt
im 14. Jahrhundert
Mitteldeutschland im 15.Jh.

















Mühlhausen war im Bauernkrieg das Zentrum des nordthüringer Aufstandes und nach dem verlorenen Kampf wurden vom Feudaladel mehrere Dörfer im Gebiet der Stadt gebrandschatzt.

Mühlhäuser Gebiet um 1525
Mühlhäuser Gebiet im
30-jährigen Krieg / 1618 -48



Mitteldeutschlan 1618 - 48




















Merianstich von 1642






























Im Dreißigjährigen Krieg litt das Territorium besonders unter den ständig durchziehenden Truppen und auch der siebenjährige Krieg hinterließ seine Spuren -; die Stadt sollte 1762 zur französischen Festung ausgebaut werden.

Nordthüringen im 18.Jh.
"Festung" Mühlhausen 1761/62















1802 - Mühlhausen wird peußisch













1802 kam das Gebiet der bisherigen Freien Reichsstadt Mühlhausen zum Königreich Preußen und nur vier Jahre später zum Königreich Westfalen. Dort regierte in Hannover der Bruder Napoleons bis 1815. Mühlhausen wurde dem Departement Heiligenstadt zugeordnet. Aber 1815 herrschten hier wieder die Preußen und Mühlhausen war dann Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Regierungsbezirk Erfurt.
Heute ist Mühlhausen Kreisstadt des 1994 gebildeten Unstrut-Hainich-Kreies-, ein Kreis Mitten in Deutschland.



Regierungsbezirk Erfurt ab 1815
Kreisstadt Mühlhausen um 1840













Unstzrut-Hainich-Kreis
ab 1994

































Übrigens ..., der Übergang der bisherigen Freien Reichsstadt an das Königreich Preußen im Jahre 1802 war im Vertrag von Luneville festgelegt worden. Napoleon hatte die bisher preußischen westrheinischen Gebiete annektiert und Preußen erhielt dafür andere Gebiete in Mitteldeutschland -, darunter eben auch das Gebiet der Freien Reichsstadt Mühlhausen.

Alle Rechte vorbehalten - G.Körber




Dienstag, 19. Januar 2010

7) Warum Mühlhausen - Thomas-Müntzer-Stadt?


Müntzer-Denkmal
von W.Lammert - 1957 -

Am 17.3.1975 wurde der Stadt Mühlhausen vom Ministerrat der DDR der "Ehrenname" Mühlhausen Thonas-Müntzer-Stadt
verliehen.

Mitteldeutschland um 1500
Thomas Müntzer
Müntzer-Druckschrift 1524
Pfarrhaus St.Marien
Müntzers Wohnhaus 1525
Bauernkrieger 1525
Kriegszüge 1525
in Nordthüringen
Angriff der Fürsten - 1525 -
Schlacht bei Frankenhausen
- 1525 -
die Rache der Fürsten - 1525 -
Thomas Müntzer

















Wer war nun eigentlich dieser Müntzer, der dem "normalen" Bundesbürger nur bei eingehender Beschäftigung mit dem Bauernkrieg bekannt sein dürfte. "Diesen Mann wieder zu entdecken könnte sich lohnen ..." konnte man im evangelischen Magazin "chrismon" lesen.

"Entdeckt" hatte ihn bereits 1843 der Pfarrer Wilhelm Zimmermann, der bereits in seinem Buch "Der Große Deutsche Bauernkrieg" Müntzer als Vordenker vieler revolutionärer Strömungen bezeichnete.

Dieser revolutionäre Geist war es auch, der in der DDR zur "Wiederentdeckung" von Thomas Müntzer führte, der in Mühlhausen den Höhepunkt seines Wirkens erlebte.
Hier entwickelte er 1524/25 gemeinsem mit Heinrich Pfeiffer die "11 Mühlhäuser Artikel" und hier bildete er den "Ewigen Bund Gottes", hier wurde er Pfarrer an der Marienkirche und hier setzte er die Wahl eines neuen "Ewigen Rates" der Stadt durch.
Müntzer wurde zum Organisator des nordthüringer Bauernaufstandes. In der Schlacht bei Frankenhausen gefangen genommen und nach qualvoller Folter am 27.5.1525 vor den Toren der Stadt Mühlhausen zusammen mit Heinrich Pfeiffer und anderen "Aufrührern" hingerichtet, hat er laut Ernst Bloch "... das leidvollste, rasendste Revolutionsmanifest aller Zeiten ...." geschrieben.

Eine Thomas-Müntzer-Straße, ein Thomas-Müntzer-Park und ein Müntzer-Denkmal erinnern heute noch an einen Mann, der unserer Stadt für fünfzehn Jahre zu einem "Ehrennamen" verhalf, der nach der Wende allerdings schnell wieder abgeschafft wurde.
Aber sein Denkmal hat man wenigstens stehen lassen!


Übrigens -,
war es die sozialistische Überbeanspruchung des Namens Thomas Müntzer, welche den Beschluss zur Abschaffung des "Ehrennamens" der Stadt noch 1990 initiierte?
Na ja -, daß die LPG und die PGH Thomas Müntzer sowie die zahlreichen Thomas Müntzer-Brigaden wegfielen, war ja klar ...., aber der "Ehrenname" auch noch?
Jetzt weiß wieder keiner mehr, wer Thomas Müntzer war!

P.S.: In meiner FB-Seite MÜHLHAUSEN-FREUNDE habe ich ein Foto-Album "Thomes Müntzer - sein Leben und Wirken" eingestellt, in dem es noch mehr Informationen zu Müntzer und seine Zeit in Mühlhausen usw. gibt..


Alle Rechte vorbehalten - Günter Körber