Mittwoch, 20. Oktober 2010

65) Straßenverlauf im Mittelalter


Der Straßenverlauf im Mittelalter ...,



..manches ist in den heutigen Stadtplänen noch erkennbar, aber besonders die Zeit vor dem Bau der Stadtmauer, ist kaum erforscht und auch schwer zu ermitteln ..
.. und doch .., einige alte Verbindungen kann man auch heute noch erkennen ..
..Smiley hat deshalb Rosinante gesattelt .. und will mal wieder auf alten Spuren den Ritt in die Vergangenheit wagen ..

Im 1986 erschienenen Buch "Mühlhausen - Thomas-Müntzer-Stadt" von Günther und Korf wird ein Grundriss der mittelalterlichen Stadt vorgestellt, auf dem der Straßenverlauf fast dem heutigen Stand entspricht..
Aber was war vor dem Bau der Stadtmauer..?
Kann man überhaupt ältere Straßen und Verbindungen ermitteln und aufzeigen ..?
Der verdienstvolle Heimatforscher Rolf Aulepp hatte in den Mühlhäuser Beiträgen einen Artikel über die mittelalterlichen Fernstraßen im Kreis Mühlhausen veröffentlicht, der wertvolle Hinweise auch für weitere Ermittlungen enthielt.









Mühlhausen war ja im 10. Jahrhundert als ottonische Königspfalz ein wichtiges Zentrum des königlichen Reichsgutbezirkes.
Der Verlauf der alten Fernstraßen läßt sich zum Teil noch auf einer Karte des mühlhäuser Gebietes aus dem Jahre 1854 ermitteln, wo vor der Separation im Jahre 1861, die alten Feldwege noch den früheren Straßenverlauf erkennen lassen.
Auf dieser Grundlage hat auch Aulepp den früheren Verlauf der Straßen im Mittelalter ermittelt, wobei sich aber auch hier weitere Erkenntnisse andeuten.
Die nachfolgende Karte zeigt die alten Fernstraßen im Umfeld der Stadt.




 

Eine der wichtigsten Straßen war damals der alte Hessenweg (1), der wohl zuerst als Höhenstraße über den Tonberg zur Stadt führte .. und dann sehr wahrscheinlich am sogenannten Kaisertor am Ende des Alten Blobachs in die Vorstadt führte. Von hier führte wohl auch zuerst die Straße nach Heiligenstadt (2) und die bei Sambach abzweigende Straße nach Dingelstädt (3) und Worbis.
Die Straße nach nach Hüpstedt (4) könnte zuerst durch den Ölgraben zum älteren Unterdorf von Ammern geführt haben, um so die Unstrutquerung zu vermeiden.
Von der frühen Unstrutfurt (F) an der späteren Wagenstedter Brücke, führte ebenfalls ein Straße nach Ammern, sowie die wichtige Nord-Süd-Straße, die bei Reiser an der Königsburg Tuttensoda vorbei kam (4).



Auch die Straßen über Windeberg (5) und Forst (6), sowie die Straße nach Grabe und Körner (7) begannen hier an der Unstrutfurt.
Nach Südosten führten dann die Straßen über den Schadeberg und den Rieseninger Berg (8) und die Straße durch die Erfurter Höhle (9) in Richtung Süden zum ThüringerWald.
Die Fernstraße in Richtung Eisenach (10) dürfte früher direkt vom Untermarkt über die Spielbergstraße und den Spielberg (den heutigen Stadtberg) in die Vogtei geführt haben.







Auch-für die Stadt selbst, lassen sich einige frühere Straßen nachvollziehen. Hierbei sind die Etappen der Stadtentwicklung, wie sie auch von Bühner aufgezeigt wurden, wohl maßgebend für den damaligen Straßenverlauf gewesen.








In der ersten Etappe bestand Mühlhausen nur aus der Gründungssiedlung bei St.Georgi, dem Königshof bzw. der Königsburg und der Marktsiedlung bei St.Kiliani.
Der alte Hessenweg (1) kam wohl als Höhenweg über den Tonberg und führte über den Alten Blobach zum Plänchen. Von dort ging es zur Burg und als Straße sehr wahrscheinlich um die Vorburg herum zur Nord-Süd-Straße bei St.Georgi.
Vom Plänchen führte auch die alte Straße (2) über Ammern in den Norden, wobei sie wohl zuerst auf der Westseite der Unstrut zum Unterdorf von Ammern führte.
Die alte Straße nach Heiligenstadt zweigte wohl schon hinter dem Alten Blobach beim späteren Kaisertor von derStraße nach Hessen ab.
Die alte Nord-Süd-Straße (4) aus dem Thüringer Wald führte über die Erfurter Höhle zur wichtigen Unstrutfurt(F). Hier hatte sich die erste Ansiedlung von St.Georgi und später die Marktsiedlung von St.Kiliani gebildet. Die ebenfalls wichtige Straße über den Rieseninger (5), die über Gebesee in den Osten führte, zweigte von der Nord-Süd-Straße bei St.Martini ab.
Hinter der Unstrutfurt (F) führten dann die Fernstraßen nach Norden und Nordosten(3).
Von der Nord-Süd-Straße zweigte wohl bei St.Kiliani die Straße in den Südwesten (6) ab, die wahrscheinlich durch die jetztige Spielbergstraße zur Vogtei und von dort in Richtung Eisenach führte.

Mit der Bildung der Altstadt bei der St.Blasius-Kirche entstand ein neue Situation. Bei der Kirche mit dem Untermarkt kreuzte jetzt eine neue Straße den Markt, die von der Nord-Süd-Straße bei St.Martini kommend, von der Altstadt über die heutige Rosenstraße (7) zum Kalkberg (heute Schützenberg) und von dort durch die Pfafferöder Höhle zum Hessenweg auf dem Tonberg führte.





Die dritte Etappe der Stadtentwicklung schuf wieder ein neue Situation.
Westlich der Altstadt entstand das Jakobiviertel und nördlich die Neustadt mit der Königskirche von St.Marien.
Jetzt führte der alte Hessenweg direkt vom Schützenberg zur Neustadt (8) und die neue Straßenführung macht auch die vermutete "via triumphalis" in der Neustadt sehr wahrscheinlich.
 
 
 
 
 
 
Wahrscheinlich Ende des 12. Jahrhunderts dürfte die Vorburg der Königspfalz, deren genaue Lage immer noch unklar ist, im Stadtgebiet aufgegangen sein, wo jetzt die Feudalhöfe der Ministerialen die Bebauung bestimmten.
Es fällt auf, daß der Rathausstandort direkt an der Nahtstelle zwischen Altstadt, St.Jakobi und derNeustadt liegt.
Die Stadt war ja Eigentum des Königs und wurde von seinen Dienstleuten - den Ministerialen - verwaltet und geschützt.
Diese Dienstleute hatten neben ihren Lehen im Reichsgutbezirk bedeutende Höfe in der Stadt, von denen dann einige in den Besitz der umliegenden Klöster kamen.
Einen wichtigen Platz nahm wohl der vermutete Rathaus-Vorgängerbau ein. Wahrscheinlich lag hier der Verwaltungssitz
eines wichtigen königlichen Dienstmannes (Stadtvogt, Präfekt o.ä.)

 
Der Rathaus-Vorgängerbau wurde bereits im 12. und 13. Jahrhundert bei der trigonometrischen Einordnung weiterer Bauten der Stadt genutzt.

Fast alle Feudalhöfe im Stadtgebiet sind inzwischen verschwunden, nur von den Klosterhöfen gibt es noch einige Zeitzeugen.






Der Bau der inneren Stadtmauer Anfang des 13. Jahrhundert schuf dann die Grundlage für das heute noch weitgehend erhaltene Straßenbild.
Zuerst durch die vier Haupttore - Frauentor, Görmartor, Erfurter Tor und FelchtaerTor - führten jetzt die Straßen in alle Himmelsrichtungen.
Das Burgtor diente wohl zuerst nur als enger Zugang zur 1256 zerstörten Reichsburg und das Pfortentor und das Neupfortentor, waren ursprünglich nur kleine Pforten gewesen.
 
 
 
 
 
 
 
Mit der äußeren Stadtmauer entstanden Mitte des 14. Jahrhundert 9 äußere Stadttore und an den Zugangsstraßen entwickelten sich die Vorstädte der freien Reichsstadt.

Erst im 19. Jahrhundert entstanden dann neue Chauseen, die allerdings teilweise die alten Trassen nutzten. Mit der Separation im Jahre 1861 verschwanden dann viele der alten Wegführungen im Umfeld der Stadt.
Auch die Stadt entwickelte sich besonders Ende des 19. Jahrhunderts sprunghaft weiter und es entstanden in und vor den alten Vorstädten zahlreiche neue Straßen.



So.., Smiley kommt aus der Welt der Vermutungen und Hypothesen wieder zurück in die Gegenwart. Der vorliegende Artikel sollte Möglichkeiten aufzeigen, die den Verlauf der alten Straßen erkennbar machen..; Vermutungen.., die durch wissenschaftliche Arbeit vielleicht erhärtet werden könnten.
..






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