Sonntag, 7. März 2010

25) Thüringen ab 1800


Das 19. Jahrhundert beginnt mit einem Paukenchlag.
Napoleon Bonaparte wird erster Konsul und 1804 Kaiser von Frankreich. Er erzwingt im Frieden von Luneville die Umgestaltung Deutschlands, die auch für Thüringen erhebliche Veränderungen brachte.
Die kirchlichen Gebiete wurden überwiegend säkularisiert und fast alle Reichsstädte aufgeteilt.
Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt (1806) wurde Preußen besetzt und die Gebiete westlich der Elbe kamen überwiegend zum neuen Königreich Westfalen. Erfurt wurde französische Festung.






Erst nach dem Befreiungskrieg (1813/14) bekam Preußen seine alten und neuen Gebiete - mit erheblichem Zugewinn - wieder.
Es entstand der Regierungsbezirk Erfurt in der preußischen Provinz Sachsen und in der Folgezeit wurde das Königreich Preußen zur führenden Macht in Deutschland.





Während die Residenzstädte der Fürstentümer mit ihren Schlössern und Theatern oft kulturelle Anziehungspunkte darstellten, entwickelte sich Erfurt zum wirtschaftlichen Zentrum Thüringens.









Mühlhausen war zwar jetzt preußische Kreisstadt, blieb aber noch einige Zeit die kleine Ackerbürgerstadt, in der nur zögernd die ersten Fabriken entstanden.







Einen wesentlichen Fortschritt brachte der Eisenbahnbau für Thüringen. Nach dem Bau der Eisenbahn Halle - Leipzig - Erfurt - Eisenach - Kassel im Jahre 1849, folgten 1858 die Eisenbahn von Eisenach über Meinigen nach Coburg und 1867 von Halle über Leinefelde nach Kassel.
Mit der Eisenbahn Gotha - Mühlhausen - Leinefelde entstand 1870 eine wichtige Querverbindnung. Später wurden dann noch zahlreiche Klein- und Nebenbahnen in ganz Thüringen gebaut.




Eisenach war im 18. Jahrhundert die Residenzstadt von Sachsen-Eisenach.
1817 fand auf der Wartburg das Burschenschaftstreffen der deutschen Studenten statt. Ab 1838 wurde dann die Burg in der heutigen Form restauriert und umgebaut.
Nach dem Bau der Eisenbahn entwickelte sich auch die Stadt weiter, blieb aber bis 1918 Teil des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach.




 

Sondershausen war lange Zeit die Residenzstadt des Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, zu dem auch das Amt Arnstadt und Gehren gehörte.
Als die Linie mit dem kinderlosen Fürst Karl Günther ausstarb, wurde sie dem Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt zugeordnet, die bis 1918 bestand.







Meiningen war seit der Teilung von Sachsen-Gotha im Jahre 1681 die Residenz von Sachsen-Meiningen, ein Gebiet, das 1826 bei einer Neuaufteilung des gothaer Stammlandes erweitert wurde.
Besonders unter dem "Theaterherzog" Georg II. wurde Meiningen zum kulturellen Zentrum in Westthüringen.






1866 traten die meißten thüringer Fürstentümer dem norddeutschen Bund unter der Führung Preußens bei, behielten aber auch mit der Reichsgründung 1871 noch ihre Selbständigkeit.
In Thüringen bestanden damals neben den preußischen Gebieten noch das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, die Herzogtümer Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Altenburg, die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sonderhausen, sowie die reußischen Fürstentümer mit Gera und Greiz als Residenzen.







Das Land selbst blieb noch lange das idyllische Bergland, mit idyllischen, aber oft armen Dörfern und meist kleinen idyllischen Städten, in denen sich oft ein bodenständisches Handwerk, wie die Glasbläserei, entwickelte.
So hatte sich dann auch in Suhl aus den Büchsenmachern unter dem preußischen Regime die Waffenindustrie entwickelt und auch in Apolda und Mühlhausen entstand aus dem Textilhandwerk eine aufblühende Textilindustrie.






Mit der Reichsgründung 1871 kam auch die einheitliche Währung und nach und nach auch mehr Wohlstand in das Land.
Das "Wilhelminische Zeitalter" prägte auch die Herzog- und Fürstentümer in Thüringen. So zogen die Soldaten jetzt nicht mehr für den Fürsten, sondern für Kaiser und Vaterland in den Krieg ... und das war ja auch schon was!






Nach dem 1.Weltkrieg hatten aber dann die Soldaten und das Volk von Kaiser und Fürsten die Nase voll .... und zwangen sie zur Abdankung.
Thüringen wurde in der Weimarer Republik ein Freistaat, wobei der Norden des zu Thüringen gerechneten Gebietes zur preußischen Provinz Sachsen gehörte. Der Süden mit Coburg war an Bayern gegangen.







In den zwanziger Jahren gab es ein ständiges auf und ab in der Politik und in der Wirtschaft.
Rotfront kämpfte gegen SA und Stahlhelm, die Nazis gegen KPD und SPD, die Arbeiter gegen die Arbeitslosigkeit und die Armut und die Fürsten um ihren Besitz.
Die Wirtschaft kämpfte ums Überleben und viele Betriebe gingen Pleite.
Trotzdem ..., wenn die Schützenkompanien oder die Traditionsverbände aufmarschierten .., schlug das Herz eines guten Deutschen immer noch höher!!!



 

Nur auf dem Lande ging es immer noch nach alter thüringer Art ..., eben "idyllisch" zu. Der Landmann bestellte sein Feld, die Kühe weideten auf der Wiese .., die Kinder gingen in die Einklassenschule .. und wer hier keine Arbeit hatte, fuhr eben mit der Kleinbahn in die Stadt, wo es vielleicht wieder eine Fabrik gab, die Arbeit hatte.
Aber dann kam wieder eine neue Zeit.
Der Bauer gehörte jetzt dem Reichsnährstand an. Die Söhne kamen in den Arbeitsdient oder zur Wehrmacht und die Jungen und Mädchen konnten sich schon mal in der HJ oder dem BdM auf die nächsten tausend Jahre vorbereiten.




Ja ... und dann dauerte das tausendjährige Reich nur zwölf Jahre und stürzte dabei nicht nur Thüringen, sondern eine ganze Welt in Tod und Zerstörung.
Angefangen hatte es noch typisch deutsch. Es wurde mehr marschiert (auch mit Musik) und es wurde mehr gebaut (allerdings vor allem Kasernen, Rüstungsbetriebe, Autobahnen und der Westwall) und aus dem Land Thüringen wurde jetzt ein Gau, mit dem Gauleiter Sauckel, der dann auch für den Fremdarbeitereinsatz im "Reich" zuständig war.
Als dann der ganze Spuk vorbei war, lag auch das halbe Land Thüringen in Trümmern.




Im Frühjahr 1945 wurde Thüringen erst von amerikanischen Truppen und ab 1.7.45 von der Roten Armee besetzt.
1945 entstand dann auch das Land Thüringen .., zu dem jetzt auch der bisherige preußische Regierungsbezirk Erfurt gehörte. 
Das Land gehörte jetzt zur Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 zur DDR.
1946 war aus KPD und SPD die SED gebildet worden, die jetzt sagte, wo es lang geht.
Bodenreform, Nationale Front, VEB, LPG, PGH usw. bestimmten jetzt das Leben.




Gewählt wurden die Kandidaten der Nationalen Front, in der allerdings die "Partei der Arbeiterklasse" die Linie bestimmte.
1952 wurde mit der Gebietsreform das Land Thüringen in die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl aufgeteilt und auch die Landkreise wurden zum Teil neu strukturiert.
Gearbeitet wurde jetzt nach Plan, erst nach einem 2-Jahresplan und dann nach 5-Jahresplänen. Natürlich wurde die Pläne meist übererfüllt, aber irgendwie fehlte doch immer irgend etwas.
Trotzdem entstanden große volkseigene Kombinate und große Produktionsgenossenschaften. Es entstanden große Neubaugebiete, neue Schulen usw. ... und trotzdem wollten immer wieder ansonsten brave DDR-Bürger in den Westen.






Nun lag ja Thüringen direkt an der "Staatsgrenze West" und der größte Teil der Bevölkerung konnte ohne große Probleme das Fernsehen des "Klassenfeindes" sehen.
Als 1961 die Mauer in Berlin gebaut wurde, entstand auch in Thüringen bald die 5-km-Sperrzone, mit Stacheldrahtzaun, Minenstreifen usw.
Aber dann kam Glasnost und Perestroika und das SED-Regime kam trotz Stasi immer mehr ins wanken und dann mit der Wende im Jahre 1989 endgültig zu Fall.






Die Wende hatte den Sturz des SED-Politbüros gebracht und die erste freie Wahl nach vielen Jahren brachte eine neue Regierung und am 3.10.1990 die Wiedervereinigung Deutschlands.
"Blühende Landschaften" entstanden jetzt neben abgerissenen Betrieben, wobei eigentlich der positive Aspekt überwiegt.



 


Thüringen ist jetzt wieder ein Freistaat, der aber dieses mal die ganzen thüringer Gebiete umfasst.
Erfurt wurde Landeshauptstadt und 1994 wurden größere Landkreise geschaffen, wie zum Beispiel der Unstrut-Hainich-Kreis, bei dessen Autokennzeichen Fremde immer wieder rätseln, was denn wohl "UH" bedeutet.
Während in einigen Kreisen der Aufschwung deutlich erkennbar ist, gibt es aber immer noch Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit.
Trotzdem.., Thüringen entwickelt sich wieder langsam zum interessanten grünen Herzen Deutschlands und hat Vielen vieles zu bieten.
 

Übrigens ...,
auch Mühlhausen bietet natürlich viel Interessantes. Ich hoffe, die bisherigen und die evtl. noch folgenden Posts können davon etwas vermitteln.

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