Montag, 22. Februar 2010

18) Die Martini-Vorstadt


"Die Vorstadt St.Martini, liegt gegen Mittag,... sie fängt auf der Mitte des Kiliansgaben an und endigt am neuen Pfortenthore ...." lesen wir bei Altenburg.
Damals gab es allerdings nur in der "Straße zum äußeren Erfurtertor" eine durchgängige Bebauung. Am Kiliansgraben, am unteren Lindenbühl und in der unteren Brunnen-gasse, gab es fast nur die kleinen Gartenhäuser der wohlhabenden Stadtbürger.



Im Mittelalter lagen südlich der Martinikirche die Feudalhöfe der Herren von Worbis und von Immenrod und an der Brunnen-straße lag auf dem heutigen Gelände der Martinischule der Hof der Herren von Bessingen.
Wie überall in der Stadt wurden diese großen Höfe später oft als Gartenland genutzt oder aufgesiedelt und bebaut.
Die Martinischule war 1887 fertig gestellt worden und ihr folgten bald weitere neue Schulen in der Stadt.












Die offene Bebauung mit ihren großen Gärten hatte sich auch in der Brunnehstraße noch lange gehalten und erst in den letzten Jahren entstanden hier größere moderne Bauten. Am Lindenbühl und am Kiliansgraben entstanden Ende des 19. Jahrhundert mehrere Fabrikantenvillen, die jetzt den Charakter der repräsentativen Vorstadtsraßen prägten.











Die Eröffnung des Bahnhofs im Jahre 1870 brachte eine wesentliche Erweiterung im Osten der Stadt. Es entstanden neue Straßen mit teilweise repräsentativen Bauten, aber auch große Industriebetriebe.
Die neuen Straßen wurden überwiegend nach Mitgliedern der Hohenzollern-Familie benannt und erhielten dann in der DDR-Zeit die Nahmen "großer Arbeiterführer".





Bei Altenburg wurde die Straße zum Bollstedter Tor noch als Divelsgasse bezeichnet. Später führte hier die Thiedemannsstraße zum Rieseninger Berg, an der 1865 das Gaswerk entstand. 1925 in Thomas-Müntzer-Straße umbenannt, waren hier zuerst überwiegend Großbetriebe - wie das WKM u.a. - ansässig.




Der Bebauung im Neubaugebiet Ballongasse fiel in den achtziger Jahren die gesammte Altbau-substanz der Langensalzaer Straße und angrenzender Bereiche zum Opfer.
Eigentlich sollte auch noch der alte Friedhof bebaut werden, aber dann kam die Wende und viele Pläne fielen ins Wasser.
Auch der Neubau der SED-Kreisleitung auf dem Alten Friedhof wurde schon 15 Jahre später einer neuen Verwendung zugeführt.
Der Alte Friedhof hatte 1802 die früheren Kirchhöfe abgelöst, war dann aber 1928 durch den Neuen Friedhof an der Eisenacher Landstraße ersetzt worden.
Schon längst verschwunden ist auch das Äußere Neupfortentor. Die frühere Begrenzung der Martinivorstadt war 1871 abgebrochen worden.






Übrigens -,
in der Martinistraße, wo früher eine der zahlreichen Brauereien der Stadt stand, war bis zur Wende der Sitz der MfS-Kreisdienststelle.
In der Martinikirche fanden dann im Oktober 1989 die ersten Friedensgebete in Mühlhausen statt, der Anfang der Wende, die auch hier das Ende der SED und der Stasi brachte.

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